13-PUNKTE-COMEBACK IN DER ZWEITEN HALBZEIT 

s.Oliver Würzburg hat am 24. Spieltag der easyCredit BBL den nächsten Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht: Beim Schlusslicht JobStairs GIESSEN 46ers setzten sich die Unterfranken am Samstag nach einem 13-Punkte-Comeback in der zweiten Halbzeit knapp mit 74:73 (35:47) durch. Nach dem Seitenwechsel legte s.Oliver Würzburg in der Verteidigung deutlich zu, bekam die Fehlerquote in den Griff und erarbeitete sich mit viel Einsatz und Kampfgeist den siebten Auswärtssieg der Saison.

„Der Coach hat in der Kabine die entsprechende Ansprache gemacht. Wir haben einfach gearbeitet und wollten es heute mehr, das hat uns den Sieg gebracht. Es sieht nicht immer schön aus, aber solange wir den Willen mitbringen, haben wir immer eine Chance“, sagte Florian Koch (13 Punkte) nach dem Spiel. Er war neben Cameron Hunt (18), Tyson Ward (13) und Murphy Holloway (12) einer von vier Würzburger Spielern mit einer zweistelligen Punkteausbeute.

Koch war es auch, der nach einem Fehlstart in die Partie dafür sorgte, dass die Gäste in Schlagdistanz blieben und das erste Viertel nicht mit einem zweistelligen Rückstand beendeten. Zwar erzielten Murphy Holloway und Tyson Ward die ersten vier Punkte nach dem Sprungball, dann übernahmen aber erst einmal die Hausherren die Kontrolle über das Spiel: Mit viel Druck in der Verteidigung erzwangen sie sieben Würzburger Ballverluste in den ersten sieben Spielminuten, trafen fünf ihrer ersten sieben Dreierversuche und setzten sich mit einem 18:0-Lauf deutlich ab (18:4, 8. Minute).

Florian Koch gelang es schließlich, die starke 46ers-Phase zu stoppen: Seine sieben Punkte innerhalb von zwei Minuten, dazu zwei Freiwürfe von Cameron Hunt und am Ende des ersten Abschnitts ein „And One“ von Joshua Obiesie brachten den Abstand wieder in den einstelligen Bereich (25:16).

Eine Aufholjagd sollte den Gästen allerdings erst nach der Pause gelingen - im zweiten Viertel mussten sie dem Rückstand aus der Anfangsphase kontinuierlich hinterher laufen, nachdem John Bryant und Brandon Bowman mit zwei weiteren erfolgreichen Drei-Punkte-Würfen den Spielstand schon in der 32. Minute wieder auf 31:16 gestellt hatten. Zwar gelang es s.Oliver Würzburg danach mehrfach, sich wieder auf zehn Punkte heranzukämpfen, die Gastgeber fanden im Angriff aber weiterhin die besseren Lösungen und gingen mit einem verdienten 12-Punkte-Vorsprung in die Pause (47:35).
 

15:1-LAUF: STARKER START INS DRITTE VIERTEL 

Anders als in den beiden Spielen zuvor gehörte das dritte Viertel dann aber fast komplett den Gästen aus Unterfranken: Sie kamen mit deutlich mehr Energie und defensiver Intensität aus der Kabine und sorgten dafür, dass den Gießenern in den ersten acht Minuten mit Ausnahme eines Freiwurfs von Bjarne Kraushaar nichts Zählbares gelang. Einfache Würfe fanden für die Hausherren nicht mehr statt, außerdem leistete sich s.Oliver Würzburg in der zweiten Halbzeit nur noch fünf Ballverluste (46ers: 11) und spielte im Angriff deutlich abgeklärter und mit besserer Ballbewegung.

Das Resultat war ein 15:1-Lauf zu Beginn des dritten Viertels, der die Wende brachte: Perry Jones traf in der 27. Minute einen Dreier zum ersten Führungswechsel  seit der Anfangphase (48:49). Cameron Hunt legte anschließend nach einem doppelten technischen Foul gegen Isaac Hamilton noch einen Freiwurf drauf, ehe Ferdinand Zylka den ersten Gießener Wurf aus dem Spiel heraus in der zweiten Halbzeit versenkte - gleichzeitig der einzige erfolgreiche Dreier der Gastgeber bei elf Versuchen nach der Pause. Zwei Würzburger Korbleger und vier Gießener Freiwürfe später hatten die Viertel Nummer drei mit 19:8 für sich entschieden und damit die Grundlage für eine extrem spannende Schlussphase gelegt.
 

PERRY JONES MIT DEN ENTSCHEIDENDEN DEFENSIV-AKTIONEN 

Mit dem Selbstvertrauen und dem Momentum der erfolgreichen Aufholjagd im Rücken setzten sich die Gäste im vierten Viertel zunächst weiter ab. Im Angriff setzten in dieser Phase Cameron Hunt und Murphy Holloway die Akzente und erzielten die nächsten 14 Würzburger Zähler, ehe Alex King mit einem Korbleger zum 64:70 in der 35. Minute für die höchste Gäste-Führung sorgte.

Entschieden war das Spiel damit noch lange nicht: Nach einer Auszeit ihres Trainers Rolf Scholz fanden die 46ers zurück in die Spur und drehten die Partie mit einem 9:0-Lauf erneut - John Bryant traf gut zwei Minuten vor dem Ende zwei Freiwürfe zum 73:70. Die entscheidenden Aktionen in der Crunchtime hatten dann aber die Gäste, die keine Gießener Punkte mehr zuließen und trotz zwei haarsträubender Ballverluste hintereinander das Spiel doch noch zu ihren Gunsten entscheiden konnten.

Die entscheidenden Aktionen in der Verteidigung setzte dabei Perry Jones, der den Statistikbogen mit 5 Punkten, 5 Korbvorlagen, 3 Steals und 2 Blocks ordentlich füllte: Der 29-Jährige leitete mit einem Ballgewinn den entscheidenden Würzburger Angriff ein, den Tyson Ward 24,7 Sekunden vor Schluss mit einem Fastbreak-Korbleger zum 73:74 abschließen konnte. Und auch beim letzten Gießener Angriff störte „PJ“ entscheidend, so dass der Wurf von Diante Garrett nur am Ring landete. Durch den achten Saisonsieg hat s.Oliver Würzburg jetzt vier Siege Vorsprung vor den beiden Abstiegsplätzen.

 

STATISTIKEN UND STIMMEN ZUM SPIEL 

JOBSTAIRS GIESSEN 46ERS - S.OLIVER WÜRZBURG 73:74 (25:16, 22:19, 8:19, 18:20) 

Für s.Oliver Würzburg spielten: 
Cameron Hunt 18 Punkte/2 Dreier, Florian Koch 13/1, Tyson Ward 13/1 (7 Rebounds), Murphy Holloway 12 (7 Rebounds), Joshua Obiesie 7, Alex King 6, Perry Jones 5/1 (5 Assists/3 Steals/2 Blocks), Nils Haßfurther, Julian Albus, Jonas Weitzel. 

Top-Performer Gießen: 
Brandon Thomas 18/4 (6 Assists), Brandon Bowman 15/2, Jonathan Stark 9 (7 Assists), John Bryant 8/1 (9 Rebounds). 


Key Stats
Feldwurfquote:
Würzburg 51 Prozent (26 von 51) - Gießen 39 Prozent (24 von 61) 
Ballverluste 2. Halbzeit: Würzburg 5 - Gießen 11 
Dreierquote 2. Halbzeit: Würzburg 33 Prozent (3 von 9) - Gießen 9 Prozent (1 von 11) 

 

Florian Koch, s.Oliver Würzburg: 
„Uns ist allen ein Stein vom Herzen gefallen, nachdem wir uns heute noch einmal gefangen und das Ding in der zweiten Halbzeit nach Hause geschaukelt haben. Der Coach hat in der Kabine die entsprechende Ansprache gemacht. Der Schlüssel war, dass wir in den zweiten zwanzig Minuten unsere Spielweise vom Anfang der Saison wiedergefunden haben, als wir auch unfassbar viele Verletzte hatten, teilweise nur mit zwei Amerikanern gespielt und trotzdem in Bonn und in Frankfurt gewonnen haben. Wir haben einfach gearbeitet und wollten es heute mehr, das hat uns den Sieg gebracht. Wir können sehr froh sein, dass es nach so einer ersten Halbzeit noch gereicht hat. Wir wussten, wie wichtig dieses Spiel ist, nachdem jetzt wieder schwere Gegner kommen und der Spielplan in den letzten Wochen der Saison sehr eng wird. Deswegen nimmt dieser Sieg etwas den Druck raus und wir können befreiter aufspielen. Dadurch ist in meinen Augen die Wahrscheinlichkeit höher, dass wir Spiele gewinnen - gerade in einer Phase, in der wir überhaupt keinen Rhythmus haben. Es sieht nicht immer schön aus, aber solange wir den Willen mitbringen, haben wir immer eine Chance.“ 


Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg: 
„Wir haben im ersten Viertel den Ball acht Mal zum Gegner geworfen. Gießen hat es verstanden, daraus Kapital zu schlagen und mit Brandon Thomas den Spieler gefunden, der heiß war und die Würfe getroffen hat. In der zweiten Halbzeit haben wir dann in der Defensive deutlich mehr Intensität hinbekommen. Vor allem gab es für Gießen keine einfachen Punkte mehr in der Transition. Auch in der Halbfeldverteidigung haben wir auch einen vernünftigen Job gemacht und so die Möglichkeit bekommen, wieder zurückzukommen. Insgesamt haben wir ein Spiel von zwei Mannschaften gesehen, die durchaus zu Recht da stehen, wo sie stehen, denn so richtig gut war das nicht.“ 


Rolf Scholz, Headcoach JobStairs Gießen 46ers: 
„Es war kein Basketball-Leckerbissen, aber das hat, glaube ich, auch niemand erwartet. Wir sind alle enttäuscht. Wir haben in der ersten Halbzeit viel investiert, in der Verteidigung guten Druck ausgeübt und uns dadurch leichte Körbe erarbeitet. Es war zu erwarten, dass Würzburg nach der Halbzeit den Druck erhöhen wird. Umso enttäuschender ist es, dass wir darauf nicht die passenden Antworten hatten.“ 

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Typhoon Ty

Foto: Heiko Becker