EIN ABGEKLÄRTER AUFTRITT

Nach dem ersten Heimsieg der Saison gegen die BG Göttingen war s.Oliver Würzburg am 3. Spieltag der easyCredit BBL auch auswärts zum ersten Mal erfolgreich: Nach einer über weite Strecken guten und abgeklärten Leistung setzten sich die Unterfranken am Sonntag mit 88:79 (47:38) bei medi bayreuth durch. Gleich zwei Spieler feierten dabei ihre Bundesliga-Premiere: Neuzugang Victor Rudd Jr. wurde kurzfristig als Ersatz für Noah Allen verpflichtet, dessen Zwei-Monats-Vertrag nicht verlängert wurde. Für Brekkott Chapman, der sich im Training am Knie verletzt hat und mehrere Monate ausfallen wird, rückte der Litauer Rytis Pipiras aus dem ProB-Farmteam in den Kader von Headcoach Denis Wucherer. 

Während Pipiras die gesamte Saisonvorbereitung mit s.Oliver Würzburg absolviert hat und auch bereits im Testspiel gegen Darussafaka Istanbul zum Einsatz kam, traf Victor Rudd Jr. erst am Donnerstag in Würzburg ein und konnte vor dem Frankenderby nur zweimal mit seinem neuen Team trainieren. „Victor hat schon bei einigen großen Clubs gespielt und bringt viel Physis und Größe mit. Wir denken, dass wir durch ihn auf den großen Positionen flexibler werden. Nach der Knieverletzung von Brekkott Chapman ist das in der nächsten Zeit umso wichtiger“, sagt Denis Wucherer über den 28 Jahre alten und 2,06 Meter großen US-Amerikaner, der 2016/2017 mit Maccabi Tel Aviv in der EuroLeague spielte und im Jahr darauf mit CSKA Moskau am Final Four der EuroLeague teilnahm. 

Beim Frankenderby in Bayreuth durfte der Neuzugang knapp sieben Minuten reinschnuppern, konnte aber noch keine echten Akzente setzen. Wucherer startete vor 3.100 Zuschauern in der Oberfrankenhalle mit einer kleinen Aufstellung mit drei Aufbauspielern: Nils Haßfurther, Florian Koch und Luke Fischer standen zum ersten Mal in der Start-Fünf, dazu kamen Skyler Bowlin und der „General“ Cameron Wells. Diese Aufstellung harmonierte von Beginn an gut: Zwar ging Bayreuth durch einen Dreier von Bryce Alford in Führung, das sollte aber die einzige der Oberfranken im gesamten Spiel bleiben. Bowlin, Wells und Fischer erzielten als Antwort die ersten 20 Würzburger Punkte, sorgten für einen schnellen zweistelligen Vorsprung (7:17, 5. Minute) und brachten die Gäste damit frühzeitig auf die Siegerstraße. 

Am Ende hatte das Würzburger Trio zusammen 56 Punkte erzielt - Cam Wells wurde mit 22 Zählern Top-Scorer, Skyler Bowlin kam auf 18 Punkte und Luke Fischer lieferte drei Tage nach der Geburt seines ersten Kindes nicht nur ein Double-Double, sondern mit 16 Punkten, 10 Rebounds, 6 Assists und 5 geblockten Würfen insgesamt eine ganz starke Vorstellung ab. Im zweiten Viertel griff dann auch Jordan Hulls zum ersten Mal ins Offensiv-Geschehen ein: Der Distanztreffer mit der linken Hand zum 20:31 (11. Minute) war sein 250. erfolgreicher Drei-Punkte-Wurf in der easyCredit BBL. Nur drei Minuten später versenkte Cameron Wells seinen 500. BBL-Wurf aus dem Zweierbereich zum 24:38. 

20-PUNKTE-FÜHRUNG NACH HAUSE GEBRACHT

Bis zum Seitenwechsel konnten die Gastgeber nur leicht verkürzen (38:47), und auch nach der Pause gelang den Oberfranken im Angriff zunächst nicht wirklich viel - sie erzielten in den ersten acht Minuten des dritten Viertels nur sieben Punkte, so dass s.Oliver Würzburg auf 45:65 davonziehen konnte. Diesen 20-Punkte-Vorsprung verteidigten die Unterfranken dann bis zum Schluss mit einer „relativ abgeklärten Leistung“, wie Denis Wucherer hinterher betonte. Erst kurz vor Schluss wurde es noch einmal eng, weil bei den Gästen Sand ins offensive Getriebe kam und sie gegen kämpferische Bayreuther zwischen der 35. und 39. Minute nur einen Freiwurf im medi-Korb unterbringen konnten. 

Evan Bruinsma brachte die Gastgeber in dieser Phase fast im Alleingang wieder in Schlagdistanz (74:81, 39. Minute), dann machte Cameron Wells mit einem Korbleger und einem „And One“ aber endgültig den Deckel drauf auf den zweiten Saisonsieg von s.Oliver Würzburg. Weiter geht es mit drei Heimspielen in Folge, darunter zwei absolute Topspiele: An den kommenden beiden Sonntagen sind jeweils um 15 Uhr die beiden deutschen EuroLeague-Teilnehmer zu Gast. Am 20. Oktober kommt Vizemeister ALBA BERLIN, am 27. Oktober Titelverteidiger FC Bayern München in die s.Oliver Arena, ehe die Heimspielserie am 2. November mit dem Duell gegen den SYNTAINICS MBC endet. 


MEDI BAYREUTH - S.OLIVER WÜRZBURG 79:88 (17:28, 21:19, 14:20, 27:21) 

Für s.Oliver Würzburg spielten: 
Cameron Wells 22 Punkte/3 Dreier (7 Rebounds/6 Assists), Skyler Bowlin 18/4, Luke Fischer 16 (10 Rebounds/6 Assists/5 Blocks), Johannes Richter 11, Jordan Hulls 7/1, Rytis Pipiras 5, Felix Hoffmann 4, Florian Koch 3/1, Joshua Obiesie 2, Nils Haßfurther, Victor Rudd. 

Top-Performer Bayreuth: 
Bryce Alford 13/2 (3 Steals), Evan Bruinsma 12/2, Lukas Meisner 11/2 (9 Rebounds), James Robinson 8/1 (5 Assists). 


Key Stats
Trefferquote aus dem Feld: Würzburg 55 Prozent (34 von 62) - Bayreuth 39 Prozent (23 von 59) 
Punkte in der Zone: Würzburg 44 - Bayreuth 20 
Fastbreak-Punkte: Würzburg 9 - Bayreuth 2 

 

STIMMEN ZUM SPIEL 

Luke Fischer, s.Oliver Würzburg: 
„Das ist ein wichtiger Sieg für uns, der erste Auswärtssieg der Saison. Wir können jetzt auf den Erfolgen der letzten beiden Wochen aufbauen und werden am nächsten Wochenende für ALBA BERLIN bereit sein. Es hat mir heute viel Spaß gemacht. Meine Mitspieler haben mich gut gefunden und es mir auch leicht gemacht, den Ball zu ihnen zu passen. Und dann haben sie die Würfe getroffen. Wir spielen als Mannschaft schon sehr gut zusammen und haben die ganze Woche Zeit, um uns auf die Gegner vorzubereiten. Außerdem haben wir eine hervorragende Teamchemie, wir sind wie eine Familie.“ 

Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg: 
„Wir sind sehr zufrieden, dass wir hier in Bayreuth gewonnen haben. Es war über weite Strecken eine relativ abgeklärte Leistung von uns. Die Veränderung in der Bayreuther Verteidigung hat uns im dritten Viertel etwas aus dem Rhythmus gebracht. Ich bin froh, dass wir dann den einen oder anderen wichtigen Dreier aus der Ecke getroffen haben, um das Spiel nach Hause zu fahren. Wenn wir auf‘s Tempo drücken und dann aus der zweiten Welle heraus ein Pick-and-Roll laufen, kann man diese Art der Verteidigung mit zwei, drei schnellen Pässen aushebeln. Dann bekommen wir eigentlich immer gute Würfe und haben auch die guten Schützen, die das ausnutzen und bestrafen.“ 

Raoul Korner, Headcoach medi bayreuth: 
„Glückwunsch an Würzburg und meinen Kollegen zum Sieg. Sie haben das sehr souverän und abgezockt heruntergespielt. Es gab eine Phase im Spiel, in der ich mir nicht sicher war, ob meine Mannschaft es emotional übersteht, da hatte sich aufgrund der Fülle unserer Fehler der Frust aufgestaut. Es ist dann aber nicht negativ zu unseren Lasten gekippt, sondern ins Positive gegangen. Wir haben nicht gut gespielt und teilweise naive Fehler gemacht, man kann der Mannschaft aber nicht vorwerfen, dass sie nicht kämpft. Wir sind uns unserer schwierigen Lage bewusst, das Team kann jetzt aber keine Weltuntergangsstimmung gebrauchen. Wir werden alles dafür tun, uns für unsere harte Arbeit im Training endlich zu belohnen.“ 

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Victor Rudd.

Foto: Heiko Becker