BONN IN DER CRUNCHTIME NIEDERGEKÄMPFT 

Auswärts läuft es einfach besser: s.Oliver Würzburg hat sich am 12. Spieltag der easyCredit BBL dank einer starken kämpferischen Leistung bei den Telekom Baskets Bonn durchgesetzt. Die Schützlinge von Headcoach Denis Wucherer machten im vierten Viertel erst einen zweistelligen Rückstand wett und entschieden die Partie dann mit einem 15:0-Lauf in den letzten zweieinhalb Minuten. Top-Scorer beim 89:77-Erfolg im Telekom Dome war der ehemalige Bonner Alex King mit 18 Punkten - zehn davon im Schlussabschnitt. „Ich könnte nicht stolzer sein auf die Jungs. Sie haben mit viel Herz gespielt und nie aufgegeben, allen voran Felix Hoffmann als echter Anführer“, sagte Wucherer nach dem vierten Auswärtssieg der Saison. 

Ob s.Oliver Würzburg die beiden wichtigen Punkte gegen einen direkten Tabellennachbarn mit einer schweren Verletzung von Justin Sears bezahlt hat, wird sich in den kommenden Tagen zeigen: Der 27-jährige Center verdrehte sich in der 16. Minute beim Kampf um den Ball an der Mittellinie unglücklich das linke Knie und konnte nicht mehr weiterspielen. „Wir haben die genaue Diagnose noch nicht, aber Justin kennt seinen Körper nach zwei schweren Verletzungen sehr gut. Sein Gefühl ist, dass etwas kaputt gegangen ist. Wenn sich das bewahrheitet, werden wir ihn länger nicht sehen“, so Denis Wucherer nach dem Spiel. 

In den Minuten vor der Verletzung des 27-Jährigen hatte s.Oliver Würzburg nach einem Fehlstart in die Partie (11:2, 4. Minute) und einem Acht-Punkte-Rückstand nach dem ersten Viertel (28:20) über den Kampf und eine deutlich aggressivere Verteidigung ins Spiel gefunden. Julian Albus und Alex King verkürzten mit zwei Dreiern zu Beginn des zweiten Abschnitts auf 28:26 und veranlassten Bonns Headcoach Igor Jovovic bereits nach 44 Sekunden zu einer Auszeit. Danach konnte Jonas Weitzel mit einem Korbleger zum 28:28 ausgleichen - der 22-jährige Nachwuchs-Center erzielte insgesamt sechs Punkte und kam damit auf eine neue persönliche Bestleistung in der easyCredit BBL. 

KAMPFSPIEL MIT VIEL INTENSITÄT IN DER VERTEIDIGUNG 

Danach wurde es im zweiten Viertel ein Kampfspiel auf Augenhöhe, in dem die Gastgeber zwar immer wieder einige Punkte Vorsprung hatten, die Unterfranken sich aber zu keinem Zeitpunkt wirklich abschütteln ließen - auch nicht in einer deutlich kleineren Aufstellung nach der Verletzung von Justin Sears und dem dritten Foul von Brekkott Chapman. Drei Bonner Dreier in Folge kurz vor der Pause konterten Alex King von draußen sowie Cameron Hunt und Julian Albus mit Korblegern, so dass die Gastgeber zur Pause beim Stand von 44:40 nur knapp vorne lagen. 

Auch nach dem Seitenwechsel ging es mit viel Intensität in der Verteidigung weiter. Zwar trafen die Bonner in den ersten Minuten des dritten Viertels gleich vier weitere Dreier, aber Nils Haßfurther mit sieben Punkten, Tyson Ward mit einem Sprungwurf und Alex King nach Offensivrebound sorgten in den ersten drei Minuten nach der Pause dafür, dass der Rückstand der Gäste nicht viel größer wurde (56:51, 23. Minute).

In den folgenden fünf Spielminuten gelang den Rheinländern dann kein einziger Zähler, weil s.Oliver Würzburg endgültig in den Kampfmodus geschaltet hatte. Allerdings konnten die Gäste während der Bonner Offensiv-Flaute selbst auch nur drei Punkte erzielen, so dass die Hausherren nach 30 Minuten weiter in Führung lagen (62:56). 

15:0-LAUF IN DER CRUNCHTIME BRINGT DEN SIEG 

Diesen Vorsprung baute der Playoff-Aspirant zu Beginn des vierten Viertels dann zum ersten Mal seit dem ersten Abschnitt wieder auf zehn Punkte aus (70:60, 33. Minute). Zwei Minuten später hatte s.Oliver Würzburg nach einem Jumper von Brekkott Chapman, zwei Dreiern von Alex King und einem Korbleger von Kapitän Felix Hoffmann aber schon wieder ausgeglichen (70:70, 35. Minute). 

Dieser schnelle 10:0-Lauf gab den Wucherer-Schützlingen auch das nötige Selbstvertrauen im Angriff, um in der Schlussphase der Partie die richtigen Entscheidungen zu treffen und sich für den großen Kampf und die starke Verteidigung mit dem vierten Auswärtssieg zu belohnen. 

Bonn erzielte seine letzten Punkte der Partie 2 Minuten und 40 Sekunden vor Schluss durch einen Dreier von Josh Hagins zum 77:74. Dann machten die Gäste hinten endgültig dicht, zwangen die Hausherren zu schwierigen Würfen und beendeten die Partie mit einem 15:0-Lauf. 

Für den ersten und letzten Führungswechsel des Spiels sorgte Tyson Ward mit einem Sprungwurf mit ablaufender Uhr zum 77:78 in der 39. Minute, dann setze sich Alex King unter dem Korb durch und traf den Layup zum 77:80. Auf der anderen Seite des Feldes holte Würzburgs Nummer 77 dann auch noch den Rebound nach einem vergebenen Hagins-Dreier, wurde gefoult und traf 32 Sekunden vor dem Ende beide Freiwürfe zum 77:82. Die Schlusspunkte setzte Cameron Hunt mit vier weiteren Treffern von der Freiwurflinie und einem Dreier zum Endstand von 77:89. 

 

STATISTIKEN UND STIMMEN ZUM SPIEL 


TELEKOM BASKETS BONN - S.OLIVER WÜRZBURG 77:89 (28:20, 16:20, 18:16, 15:33) 

Für s.Oliver Würzburg spielten: 
Alex King 18 Punkte/4 Dreier (5 Rebounds), Cameron Hunt 16/2 (4 Assists), Brekkott Chapman 15/1 (2 Blocks), Tyson Ward 13, Nils Haßfurther 7/1, Jonas Weitzel 6, Justin Sears 5, Julian Albus 5/1, Felix Hoffmann 4 (9 Rebounds), Florian Koch, Joshua Obiesie, Julius Böhmer. 

Top-Performer Bonn: 
Chris Babb 17/4, Josh Hagins 14/3, Strahinja Micovic 13/3, James Thompson 8 (10 Rebounds). 


Key Stats
Trefferquote aus dem Feld:
Würzburg 64 Prozent (35 von 55) - Bonn 40 Prozent (26 von 65) 
Rebounds zweite Halbzeit: Würzburg 19 - Bonn 13 
Freiwürfe zweite Halbzeit: Würzburg 9 von 10 - Bonn 3 von 4 


Alex King, s.Oliver Würzburg: 
„Wir sind auf dem Spielfeld wie eine Familie, das hat man gesehen. Wir haben auch für Justin gespielt, jeder hat gekämpft und sich reingehauen. Nach seiner Verletzung waren wir unter dem Korb limitiert, aber wir haben es gut hinbekommen und mit sehr viel Energie gespielt. In der ersten Halbzeit haben wir lange gebraucht, um ins Spiel zu finden. Dann haben wir physischer gespielt, das hat uns einen Schub gegeben. In der Schlussphase sind wir dieses Mal, anders als in den letzten Spielen, ruhig geblieben, haben es nicht mit dem Kopf durch die Wand versucht, sondern unsere Spielzüge durchgezogen und die offenen Würfe und Mismatches gefunden.“ 

Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg: 
„Einerseits sind wir sehr glücklich über den Sieg. Andererseits tut uns die Verletzung von Justin Sears sehr weh, ohne jetzt schon die genaue Diagnose zu haben. Gegen eine Bonner Mannschaft, die in den letzten Wochen sehr stark gespielt hat, nach einem schwierigen ersten Viertel so zu gewinnen, ist natürlich sehr erfreulich. Die Art und Weise, wie wir in der zweiten Halbzeit gekämpft und mit viel Herz gespielt haben - allen voran Felix Hoffmann und Alex King - macht mich sehr stolz. In dieser Phase der Saison ist jeder Sieg sehr wichtig für uns. Justin kennt nach zwei schweren Verletzungen seinen Körper sehr gut. Sein Gefühl ist, dass etwas kaputt gegangen ist. Wenn sich das bewahrheitet, werden wir ihn länger nicht sehen. Man kann inzwischen erkennen, dass ohne den Push, den dir die eigenen Fans zuhause geben können, im Regelfall die bessere Mannschaft das Spiel gewinnt und die Überraschungen eher ausbleiben. Bei uns sieht man, wie wichtig gerade in unserer kleinen Halle in Würzburg die lauten und verrückten Fans tatsächlich sind. Sie sind wirklich wie ein sechster Mann auf dem Feld, daher tun wir uns im Moment schwer, zuhause die Spiele zu gewinnen. Auswärts zu spielen ist für uns fast einfacher, weil man da von Haus aus schon vorher das Gefühl hat, dass in der Halle wenige für uns sind. Da geht man dann mit einer ganz anderen Einstellung ran, und meiner Mannschaft scheint es ganz gut zu tun, wenn sie bei Auswärtsspielen noch enger zusammenrückt.“ 

Igor Jovovic, Headcoach Telekom Baskets Bonn: 
„Ich gratuliere Würzburg und Coach Wucherer zum verdienten Sieg. Das war heute ein weiteres Spiel, das uns aus den Händen geglitten ist. Wir haben nur 39 Prozent in Korbnähe getroffen und viele einfache Würfe verworfen. Auf der anderen Seite waren mehrere Post-Ups von Tyson Ward, ein schwieriger Fade-Away von Brekkott Chapman, und Alex King, der am Ende Josh Hagins aufgepostet hat, die entscheidenden Szenen. Wir müssen in den entscheidenden Momenten des Spiels bessere Optionen finden, als beispielsweise ein gut verteidigter Dreier unseres Point Guards aus zehn Metern. Diese Niederlage war sehr bitter.“ 

Zurück

Foto: Julian Meusel