DREI VORENTSCHEIDENDE MINUTEN NACH DER PAUSE

s.Oliver Würzburg hat es am 11. Spieltag der easyCredit BBL noch nicht geschafft, die Negativserie zu beenden: Zwar lieferten die Unterfranken physisch starken Hamburg Towers am Samstagabend in der s.Oliver Arena eine erste Halbzeit auf spielerischer Augenhöhe, waren aber an den Brettern nicht präsent und konsequent genug, um dem EuroCup-Teilnehmer aus der Hansestadt bis zum Schluss Paroli zu bieten. Hamburg setzte sich zu Beginn der zweiten Halbzeit vorentscheidend ab und kam am Ende trotz einer zwischenzeitlichen Aufholjagd der Gastgeber zu einem verdienten Erfolg. „Wir hätten vielleicht noch eine Chance bekommen, aber dann hatten wir Ballverluste in wichtigen Situationen oder haben freie Würfe nicht getroffen“, sagte Trainer Steven Key nach dem 88:100 (50:53) gegen die Norddeutschen. Topscorer der Begegnung waren William Buford (24 Punkte) und Desi Rodriguez (23). 


HIGHLIGHTS


Der Interims-Headcoach veränderte die Würzburger Start-Fünf nur auf einer Position: Spielmacher Luciano Parodi stand in der easyCredit BBL zum ersten Mal beim Sprungball auf dem Parkett. Von Beginn an entwickelte sich vor den leeren Tribünen der s.Oliver Arena eine muntere Partie mit vielen erfolgreichen Offensivaktionen und hohen Trefferquoten auf beiden Seiten. Hamburgs Spielmacher Jaylon Brown eröffnete den Punktereigen in der 2. Minute mit einem Dreier, und kurze Zeit später deutete sich zum ersten Mal an, was im weiteren Spielverlauf zum Trend werden würde: Hamburg kam durch die gute Arbeit am offensiven Brett erst zur zweiten, dann zur dritten und zur vierten Chance, die Brown zum Korbleger nutzen konnte. 

23 zu 9 zu Gunsten der Gäste lautete das Reboundverhältnis beim Seitenwechsel - dass s.Oliver Würzburg aus dem Feld trotzdem zu drei Abschlüssen mehr kam, hatte mit den Ballverlusten zu tun: Elf davon leisteten sich die Gäste in Halbzeit eins, nur drei die Unterfranken. So entwickelte sich eine ausgeglichene Partie auf Augenhöhe, bei der die Hausherren stabil von außen trafen (50 Prozent Dreierquote), während die Gäste aus der Hansestadt in Korbnähe und an der Freiwurflinie deutlich effektiver waren - Hamburgs Youngster Justus Hollatz erzielte acht seiner dreizehn Punkte in der ersten Halbzeit von der Linie. Die letzten beiden Freiwürfe traf er kurz vor der Halbzeit und stellte damit den Spielstand nach ersten zwanzig Minuten auf absoluter Augenhöhe auf 50:53 aus Würzburger Sicht. 

Nach dem Seitenwechsel folgte dann die kurze Phase des Spiels, die am späten Samstagabend die Vorentscheidung bringen sollte: Nano Parodi beantwortete einen Dreier von Jaylon Brown in der 22. Minute zunächst ebenfalls mit einem Treffer von außen zum immer noch knappen Spielstand von 55:58. Dann konnten die Hamburger drei Minuten lang mit Ausnahme eines Sprungwurfs von William Buford Würzburger Punkte erfolgreich verhindern, und am offensiven Ende drehte Caleb Homesley auf: Der Towers-Topscorer erzielte 19 seiner 22 Punkte in der zweiten Halbzeit, neun davon beim 12:2-Lauf der Gäste zum 57:70 (25. Minute). 

Auch Maik Kotsar konnte der Partie nach der Pause mit 13 Punkten, 6 Rebounds und 4 Assists seinen Stempel aufdrücken - zusammen mit Homesley war Hamburgs Center in den wichtigen Situationen der Partie immer zur Stelle. Die Spieler von s.Oliver Würzburg ließen sich von dem zweistelligen Rückstand zunächst allerdings nicht wirklich beeindrucken und setzten zur Aufholjagd an. Kapitän Felix Hoffmann traf in der 29. Minute einen Dreier, wurde dabei unsportlich gefoult und verwandelte auch den Bonusfreiwurf - es war der einzige Würzburger Punkt von der Freiwurflinie in der zweiten Halbzeit. Im nächsten Angriff legte Craig Moller per Tip-In nach, und durch einen 14:4-Zwischenspurt war beim Spielstand von 71:75 für kurze Zeit wieder alles drin für die Hausherren, die nach der Pause besser an den Brettern arbeiteten, aus ihren sieben Offensivrebounds der zweiten Halbzeit aber unter dem Strich nicht genug Kapital schlagen konnten. 

Die Mehrzahl der wichtigen Würfe trafen danach nämlich wieder die Gäste - nach zwei Dreiern von Zachary Brown und Caleb Homesley war der Rückstand von s.Oliver Würzburg in der 32. Minute wieder zweistellig (73:83). Daran änderte sich im weiteren Spielverlauf nichts mehr, weil Hamburg dann in der Schlussphase bei fast jedem Angriff einen gut positionierten Spieler unter dem Würzburger Korb fand und diese Chancen mit wenigen Ausnahmen auch konsequent nutzte - spätestens nach einem Homesley-Korbleger zum 82:94 in der 37. Minute standen die Gäste als Sieger fest. „In der zweiten Halbzeit hat Hamburg am Anfang härter gespielt und wir mussten einem Rückstand hinterher laufen. Wir sind zwar nochmal rangekommen, aber am Ende hat es nicht gereicht“, fasste der „Würzburg Warrior“ Felix Hoffmann anschließend das Geschehen zusammen. 
 


s.Oliver Würzburg - Hamburg Towers 88:100 (27:27, 23:26, 21:25, 17:22) 

Für s.Oliver Würzburg spielten: 
William Buford 24 Punkte/4 Dreier, Desi Rodriguez 23 (6 Rebounds), Luciano Parodi 12/2 (3 Steals), Craig Moller 8/1, Filip Stanic 8 (6 Rebounds), Aigars Skele 5/1, Felix Hoffmann 4/1, Julius Böhmer 2 (4 Assists), Cameron Hunt 2 (4 Assists), Tomasz Gielo, Julian Albus. 

Top-Performer Hamburg: 
Caleb Homesley 22/4, Justus Hollatz 18/1 (4 Assists), Maik Kotsar 18 (10 Rebounds/5 Assists), Jaylon Brown 16/4. 


Key Stats
Rebounds: Würzburg 27 - Hamburg 41 
Zweierquote: Würzburg 57 Prozent - Hamburg 71 Prozent 
Freiwürfe: Würzburg 7/11 (64 Prozent) - Hamburg 17/18 (94 Prozent) 

 

Stimmen zum Spiel 

Felix Hoffmann, s.Oliver Würzburg: 
„Wir hatten uns vorgenommen, nicht mehr so viele Ballverluste zu produzieren, und das ist uns vor allem in der ersten Halbzeit auch sehr gut gelungen. Nicht so gut ist es uns leider gelungen, die Rebounds einzusammeln. Und in der zweiten Halbzeit hat Hamburg dann am Anfang härter gespielt und wir mussten einem Rückstand hinterher laufen. Wir sind zwar nochmal rangekommen, aber am Ende hat es nicht gereicht. Es gibt noch viel zu tun und viel aufzuarbeiten für uns. Jetzt kommt der neue Trainer und wir sind gespannt. Schauen wir mal, wie der Rest der Saison läuft, die Balkanschule hatte ich bisher noch nicht. Ich denke, dass wir erst einmal über die Verteidigung sprechen werden.“ 


Steven Key, Interims-Headcoach s.Oliver Würzburg: 
„Glückwunsch an Hamburg. Sie sind eine gute Mannschaft und haben einen sehr guten Job gemacht und gut gespielt, obwohl sie nicht wussten, was sie heute hier erwartet. Wir konnten bis zur Halbzeit mithalten, aber auch vor der Pause hat man schon gemerkt, dass uns die Physis bei den Rebounds gefehlt hat. Hamburg war auch wacher und schneller, das hat uns unter den Körben weh getan. Die Jungs haben unseren Gameplan aber gut umgesetzt. Wir hätten vielleicht noch eine kleine Chance bekommen, aber dann hatten wir in mehreren wichtigen Situationen Ballverluste oder haben einen freien Wurf nicht getroffen. Insgesamt bin ich aber stolz auf die Jungs für das, was sie heute geleistet haben.“ 


Pedro Calles, Headcoach Hamburg Towers: 
„Glückwunsch an meine Spieler. Es ist nie leicht, in der BBL auswärts zu gewinnen. Vor allem nicht in dieser schwierigen Situation für Würzburg, weil man sich nicht besonders gut darauf vorbereiten kann, wie sie nach dem Trainerwechsel reagieren und was sie tun. Der Schlüssel für uns war heute die gute Arbeit an den Brettern mit 41 Rebounds insgesamt und 12 Offensivrebounds. Wir müssen aber besser auf den Ball aufpassen, wir hatten zu viele Turnover.“

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Foto: Viktor Meshko