HARTES STÜCK ARBEIT NACH 15-PUNKTE-FÜHRUNG 

s.Oliver Würzburg hat die Hinrunde der easyCredit BBL mit einem Auswärtssieg im hohen Norden beendet und geht auf einem Playoff-Platz in die zweite Saisonhälfte. Beim Aufsteiger Hamburg Towers lagen die Unterfranken am Samstagabend zwischenzeitlich mit 15 Punkten in Führung, mussten dann aber wieder einmal bis zur letzten Sekunde kämpfen: Cameron Wells traf sieben Sekunden vor dem Ende zwei Freiwürfe zum knappen 86:83-Auswärtssieg. Topscorer der Begegnung war Hamburgs Jorge Gutierrez mit 20 Punkten. Auf Würzburger Seite trafen mit Wells (15), Skyler Bowlin (15), Jordan Hulls (13) und Victor Rudd (13) vier Spieler zweistellig. 

Nach der 22-tägigen Spielpause seit dem Heimsieg gegen Braunschweig am 3. Januar „müssen wir mit derselben Energie und Intensität wie Hamburg spielen“, hatte Headcoach Denis Wucherer vor dem Spiel gefordert, und diese Forderung setzten seine Jungs dann auch konsequent in die Tat um. Hinten machten sie den Gastgebern, die in der easyCredit BBL noch kein Heimspiel gewonnen haben, das Leben schwer, vorne lief der Ball schnell und präzise durch die Reihen und landete häufig bei einem freien Mann hinter der Dreierlinie. Diese Freiräume wussten die Würzburger Schützen zu nutzen: Neun ihrer ersten elf Dreierversuche des Spiels landeten im Hamburger Korb. 

Bis zum Stand von 10:10 in der 5. Minute konnten die Towers die Partie ausgeglichen gestalten, dann legte s.Oliver Würzburg innerhalb kürzester Zeit einen 9:0-Lauf hin, der Hamburgs Trainer Mike Taylor zu einer Auszeit veranlasste. Skyler Bowlin gelangen in dieser Phase zwei Ballgewinne und daraus resultierend leichte Punkte, dazwischen versenkte Victor Rudd, der im Angriff besser eingebunden war als zuletzt, seinen zweiten Dreier der Partie. Durch die Towers-Auszeit änderte sich nicht viel am Spielverlauf: Vor dem Ende des ersten Viertels folgten drei weitere Dreier durch Jordan Hulls und zweimal Florian Koch - sechs der sieben Würzburger Distanzwürfe in den ersten zehn Minuten waren erfolgreich. 

Auch in Abschnitt Nummer zwei ging es zunächst im selben Stil weiter: Flo Koch, Junior Etou und Cameron Wells trafen drei weitere Drei-Punkte-Würfe und hatten damit entscheidenden Anteil daran, dass der Vorsprung der Gäste auf 15 Punkte anwuchs (35:50, 18. Minute). Noch vor dem Seitenwechsel konnten die Hansestädter den Abstand auf 40:50 verringern, und nach der Pause zeigten die Hausherren dann die kämpferischen Qualitäten, die sie bereits in den Wochen davor ausgezeichnet hatten. 

„Uns war klar, dass Hamburg nach der Pause einen Run starten würde. Insofern wollten wir in der zweiten Halbzeit bereit sein, das waren wir dann aber nicht wirklich“, sagte Wucherer nach dem Spiel: „Wir haben am defensiven Brett viel liegen lassen, Hamburg hat sich dadurch zweite Chancen erarbeitet. In der Verteidigung haben sie sehr beherzt gespielt und uns die Ballbewegung weggenommen, und uns nicht mehr wirklich viel eingefallen.“ 

Die Norddeutschen machten nicht nur die Passwege dicht, sie waren auch deutlich dichter an den Würzburger Werfern dran, was sich bei der Trefferquote deutlich bemerkbar machte. Den einzigen Würzburger Dreier bei sechs Versuchen im dritten Viertel traf Jordan Hulls nach einem schönen Zuspiel von Cameron Wells zum 53:63 (27. Minute), der „Sniper aus Indiana“ konnte die Hamburger Aufholjagd damit aber nicht aufhalten - bis zum Ende des dritten Abschnitts hatte der Aufsteiger auf 62:67 verkürzt. 

NÄCHSTE SPANNENDE SCHLUSSPHASE ÜBERSTANDEN

Zu Beginn des Schlussviertels bekam s.Oliver Würzburg dann zwar durch zwei Dreier von Victor Rudd und Jordan Hulls noch einmal kurzfristig Oberwasser (66:75, 34. Minute), im Anschluss kämpften sich die Norddeutschen in ihrer ausverkauften Halle aber weiter Punkt um Punkt heran, bis Ex-Nationalspieler Heiko Schaffartzik 74 Sekunden vor dem Ende einen schwierigen Mitteldistanzwurf zum 81:81-Ausgleich traf. Die Wucherer-Schützlinge, die in der laufenden Saison schon einige spannende Schlussphasen erlebt und überstanden haben, behielten aber erneut die Nerven, bekamen in der letzten Minute zwei wichtige Stopps in der Verteidigung und trafen fünf ihrer sechs Freiwürfe. 

Hamburgs Niederländer Yannick Franke hatte beim Stand von 83:86 im letzten Angriff die Chance, mit einem Dreier den Ausgleich zu schaffen, war mit seinem Wurf aber nicht erfolgreich - Victor Rudd sicherte sich den Rebound und seiner Mannschaft den zehnten Saisonsieg. Weiter geht es für s.Oliver Würzburg am kommenden Wochenende mit einem Auswärtsspiel beim Deutschen Meister FC Bayern München - Sprungball zum Start in die Rückrunde ist im Münchner Audi Dome am Sonntag, den 2. Februar um 15:00 Uhr. 

HAMBURG TOWERS - S.OLIVER WÜRZBURG 83:86 (23:30, 17:20, 22:17, 21:19) 

Für s.Oliver Würzburg spielten: 
Skyler Bowlin 15 Punkte/1 Dreier (4 Steals), Cameron Wells 15/1 (6 Assists), Jordan Hulls 13/3, Victor Rudd 13/3, Florian Kch 9/3, Junior Etou 9/1, Johannes Richter 8, Luke Fischer 3, Joshua Obiesie 1, Felix Hoffmann. 

Top-Performer Hamburg: 
Jorge Gutierrez 20/1 (7 Rebounds/5 Assists), Michael Carrera 13 (6 Rebounds), Heiko Schaffartzik 12/2, Yannick Franke 11/1. 


Key Stats
Dreierquote:
Würzburg 46 Prozent (12 von 26) - Hamburg 27 Prozent (6 von 22) 
Freiwurfquote: Würzburg 90 Prozent (18 von 20) - Hamburg 81 Prozent (21 von 26) 

 

STIMMEN ZUM SPIEL 

Cameron Wells, s.Oliver Würzburg: 
„Hamburg war in der zweiten Halbzeit sehr physisch und aggressiv, hat uns das Leben schwer gemacht und uns im Angriff aus dem Rhythmus gebracht. Wir haben aber weiter als Team zusammengespielt und uns durchgekämpft. Wir hatten schon viele enge Spiele in dieser Saison und wissen, worauf es in diesen Situationen ankommt und was wir machen müssen. Da sind viele kleine Dinge wie die Freiwürfe entscheidend.“ 

Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg: 
„In der ersten Halbzeit haben wir den Ball gut bewegt, viele offene Würfe generiert und von unserer guten Wurfquote gelebt. Uns war aber klar, dass Hamburg in der zweiten Halbzeit einen Lauf starten würde, denn das haben sie bisher immer geschafft, auch wenn sie mal mit zehn oder zwanzig Punkten hinten lagen. Insofern wollten wir in der zweiten Halbzeit bereit sein, das waren wir dann aber nicht wirklich. Wir haben am defensiven Brett sehr viel liegen lassen, Hamburg hat sich dadurch zweite Chancen erarbeitet. In der Verteidigung haben sie sehr beherzt gespielt und uns die Ballbewegung weggenommen, und dann ist uns nicht mehr wirklich viel eingefallen und wir haben uns gerade noch so gerettet. Hamburg hat inzwischen die nötigen Veränderungen vorgenommen, um es jedem Gegner schwer zu machen. Ich bin mir sicher, dass sie in der zweiten Hälfte der Saison die nötigen Siege einfahren werden, denn ich sehe andere Mannschaften, die nicht die Qualität und auch nicht den Willen haben, den die Hamburger in jedem Spiel an den Tag legen.“ 

Mike Taylor, Headcoach Hamburg Towers: 
„Glückwunsch an Denis und seine Mannschaft. Ihre Effektivität in der ersten Halbzeit und die Führung zur Halbzeit war eine Folge ihrer guten Ballbewegung. Unsere Jungs haben in der zweiten Halbzeit gekämpft, besser verteidigt und sind zurückgekommen. Das ist schon in der ganzen Saison unsere Geschichte: Wir liegen hinten, kämpfen uns zurück und haben eine Möglichkeit zu gewinnen. Unser nächster Schritt muss es sein, konstanter zu spielen und dem Gegner das Spiel zu diktieren. Außerdem müssen wir am Ende mit mehr Geduld spielen. Wir haben unsere Systeme in der Schlussphase nicht mehr gut gespielt und deshalb nicht mehr die Würfe bekommen, die wir haben wollten.“ 

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Luke Fischer

Foto: Michael Schwartz