OFFENER BRIEF AN MINISTERPRÄSIDENT SÖDER

s.Oliver Würzburg ist Mitglied der Interessengemeinschaft "Indoor-Temsport Bayern", in der sich Bundesliga-Clubs der vier Hallensportarten Basketball, Eishockey, Handball und Volleyball zusammengeschlossen haben. Vor dem Beschluss neuer Corona-Maßnahmen Anfang der kommenden Woche wendet sich die Interessengemeinschaft mit einem offenen Brief an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und appelliert an die bayerische Staatsregierung, analog zur Kultur wieder Zuschauer zu den Heimspielen zuzulassen.


Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

wir, die Interessengemeinschaft „Indoor-Teamsport-Bayern“, in der sich die bayerischen Profivereine, die am Bundesligaspielbetrieb der vier großen Hallensportarten Eishockey, Basketball, Handball und Volleyball (dort Damen und Herren) teilnehmen, verbunden haben, wenden uns mit einem dringlichen Anliegen an Sie. Unter anderem sind dies die Vereine Straubing Tigers, Augsburger Panther, ERC Ingolstadt, Nürnberg Ice Tigers, Brose Bamberg, medi bayreuth, s.Oliver Würzburg, HC Erlangen, Tölzer Löwen, ESV Kaufbeuren, EV Landshut, Bayreuth Tigers, Nürnberg Falcons, HSC 2000 Coburg, TV Großwallstadt, Rimparer Wölfe, TSV 1880 Wasserburg, Basket Vilsbiburg, TSV Herrsching und TSV Unterhaching.

Diese Mannschaften repräsentieren fast 2 Mio. Zuschauer, die sich vor den Zuschauerbegrenzungen der bayerischen Staatsregierung jährlich in den bayerischen Hallen eingefunden haben. Zuschauer sind jedoch aufgrund der Regelung in § 4 Abs. 7 der 15. BayIfSMV seit geraumer Zeit bei unseren Spielen nicht zugelassen. Das unterscheidet den bayerischen Profi-Hallensport vom Profispielbetrieb in den anderen Bundesländern und von den bayerischen Kulturveranstaltungen, bei denen Zuschauer zumeist in begrenzter Zahl erlaubt waren und sind. Einen tragfähigen Grund für die unterschiedliche Betrachtungsweise und die Benachteiligung unserer Vereine gibt es nicht.

Es wird Sie nicht überraschen, wenn ich darauf hinweise, dass der Schaden, den unsere Vereine Woche für Woche durch das Zuschauerverbot der bayerischen Staatsregierung in Nürnberg, Bayreuth, Bamberg, Würzburg, Aschaffenburg, Ingolstadt, Augsburg, Landshut, Straubing, Bad Tölz, München und in den vielen anderen bayerischen Städten erleiden, wirklich groß und letztlich nicht auszugleichen ist.

Fernsehgelder fließen uns – anders als den Vereinen der Fußball-Bundesliga – nicht in relevantem Umfang zu, die existenzsichernde Bindung von Fans und Sponsoren an die Vereine wird durch das Zuschauerverbot gefährdet oder gar zerstört und die ungemein wichtigen Ticketeinnahmen können durch staatliche Sporthilfen nicht ausgeglichen werden.

Die Finanzierungsstruktur unserer Vereine, aber auch die Ausgestaltung des Spielbetriebes unterscheiden sich ganz erheblich von denen beim Fußball. Während dort Wochenende für Wochenende zehntau- sende von Fans zu den Spielen teils von weither anreisen, spielen unsere vielen bayerischen Vereine zumeist vor 2.000 bis 4.000 Zuschauern, die nahezu ausschließlich aus dem lokalen Umfeld unserer Standorte kommen.

Ein Vergleich unseres Heimspielbetriebes bietet sich viel mehr mit den bayerischen Kulturveranstaltungen an. Den Betreibern von Kinos, Theatern, Konzerthäusern und Kabarettbühnen hat die bayerische Staatsregierung jedoch längst – anders als uns – ein Ohr geschenkt. Gleich fünf bayerische Minister, Frau Judith Gerlach und die Herren Florian Herrmann, Klaus Holetschek, Michael Piazolo und Bernd Sibler haben sich in einer Videoschalte mit den bayerischen Kulturveranstaltern unlängst besprochen und die Sorgen der Branche entgegengenommen, vor allen Dingen die Forderung nach einer 75-prozentigen Auslastung der Konzert-, Theater- und Kinosäle.

Die Vertreter der Kulturveranstaltungen hatten insbesondere die Ungleichbehandlung von Kultur und Gastronomie in Bayern kritisiert. Man sprach von einer „Farce“ und davon, dass es bei Kulturveranstaltungen nachweislich ein äußerst geringes Infektionsrisiko gebe. Wenn aber die Benachteiligung der Kulturveranstaltungen gegenüber den Gastronomiebetreibern bereits eine „Farce“ sein soll, dann ist die Benachteiligung der bayerischen Profi-Hallensportvereine im Eishockey, Basketball, Handball und Volleyball gegenüber Kultur und Gastronomie besonders unerträglich. Auch bei unseren Heimspielen ist das Infektionsrisiko im Übrigen zu vernachlässigen, bisher konnten keine Infektionswege bei unseren Spielen nachgewiesen werden.

Es ist unverständlich, dass seit vielen Wochen ein bayerisches Eishockey-, Handball-, Basketball- oder Volleyballevent vor vielleicht 2.000 Zuschauern in der 15. IfSMV einem Outdoor- Sportevent vor 80.000 Zuschauern gleichgestellt oder als verbotene sog. „Großveranstaltung“ bezeichnet wird.

Es ist unverständlich, dass ohne jede Differenzierung allen bayerischen Bundesligamannschaften im Profihallensport Zuschauer vollständig untersagt sind, während im unterklassigen Spielbetrieb der gleichen Sportarten, aber eben auch bei Kulturveranstaltungen, Zuschauer bis zu 25 Prozent des jeweiligen Fassungsvermögens der Hallen schon heute zugelassen sind. Dies gilt umso mehr als es unschwer möglich wäre, Auswärtsfans, die bei uns ohnehin kaum vorkommen, den Zutritt zu der jeweiligen bayerischen Sportstätte zu verwehren. Auch das unterscheidet uns erheblich von den Outdoor-Profimannschaftssportarten.

Wir verkennen nicht die Gefahren, die bisher von Coronainfektionen ausgegangen sind, auch wenn der Krankheitsverlauf bei Infektionen mit der Omikronvariante derzeit nicht mehr wirklich gefährlich erscheint. Wir haben dafür gesorgt, dass unsere Spieler und Spielerinnen geboostert ihre Wettkämpfe austragen. Es geht uns darum, dass wir nicht ungleich und ungerecht behandelt oder gar übersehen zu werden, dass wir wie die Vertreter der Kulturveranstaltungen gehört, ernst genommen und zum Dialog geladen werden.

Wir alle, die in der Interessengemeinschaft „Indoor-Teamsport-Bayern“ verbundenen Vereine, fordern die verantwortliche und maßvolle Zulassung von Zuschauern, so wie es die Vertreter der Kultureinrichtungen auch gefordert haben. Wir fordern, dass nicht weiterhin ohne jede Differenzierung alle in Bayern stattfindenden Bundesligaheimspiele unserer Teams ohne Zuschauer stattfinden müssen, während in Stadthallen und Theatern das Publikum immer größer wird. Unsere vielen Fans dürfen von der Bayerischen Staatsregierung nicht länger als Besucher 2. Klasse behandelt werden.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Carsten Bissel (HC Erlangen)
Gaby Sennebogen (Straubing Tigers)
Philipp Galewski (Brose Bamberg)

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Foto: Viktor Meshko