SIEG IM MITTELGEWICHTSKAMPF

Es war ein hartes Stück Arbeit, ehe s.Oliver Würzburg am 7. Spieltag der easyCredit BBL den vierten Saisonsieg eingefahren hatte: „Das Spiel hatte etwas von einem Mittelgesichts-Boxkampf“, sagte Headcoach Denis Wucherer nach dem 82:73-Erfolg seiner Mannschaft vor 6.000 Zuschauern in der ausverkauften Ulmer ratiopharm arena. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit setzten sich die Gäste aus Unterfranken dank der besseren Spielanlage in der Offensive und dank höherer Trefferquoten gegen ratiopharm ulm durch. Mit Luke Fischer (14 Punkte), Jordan Hulls (13), Skyler Bowlin (13), Cameron Wells (13) und Florian Koch (11) punkteten gleich fünf Würzburger zweistellig. 

Wucherer konnte in Ulm nur auf fünf Import-Spieler setzen - Neuzugang Junior Etou war noch nicht spielberechtigt und Rytis Pipiras wurde bei der durch Krankheiten auf den großen Positionen ersatzgeschwächten ProB-Mannschaft gebraucht, die zeitgleich in München antreten musste. Für den Litauer rückte zum ersten Mal in dieser Saison Julian Albus aus dem Farmteam in den Bundesliga-Kader. 

In der ersten Halbzeit sahen die Zuschauer eine ausgeglichene Partie, in der beide Teams in verschiedenen Bereichen ihre Probleme hatten. Während s.Oliver Würzburg im Angriff mit viel Selbstvertrauen spielte und gleich die ersten fünf Würfe aus dem Feld - davon drei Dreier - und zwei Freiwürfe traf, hatten die Hausherren von Beginn an mit einer schwachen Trefferquote zu kämpfen.
Wirklich profitieren konnten die Unterfranken davon aber nicht, weil sich die Ulmer alleine in den ersten elf Spielminuten neun Offensivrebounds schnappten und durch die zweiten Chancen fast ein Drittel ihrer Punkte der ersten Halbzeit erzielten. Dazu kamen zehn Würzburger Ballverluste vor der Pause: „Das hat uns sehr weh getan. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann sehr viel besser gemacht“, betonte Wucherer nach dem Spiel. 

Ihre höchste Führung in den ersten zwanzig Minuten hatten seine Schützlinge nach einem Dreier von Jordan Hulls zum 17:24 in der 11. Minute. Weniger als drei Minuten später hatten die Ulmer mit einem 7:0-Lauf wieder ausgeglichen (24:24, 14. Minute) und zwangen Würzburgs Headcoach zu seiner ersten Auszeit. Danach blieb es bis zur Pause ein offener Schlagabtausch, beim Spielstand von 38:39 wurden die Seiten gewechselt. 

„WIR HABEN GENUG RICHTIG GEMACHT, UM DAS SPIEL ZU GEWINNEN“ 

In den ersten knapp fünf Minuten des dritten Abschnitts hatten dann die Gastgeber ihre beste Phase der Partie und konnten sich für kurze Zeit etwas deutlicher absetzen (51:46, 25. Minute). Die Spieler von s.Oliver Würzburg ließ sich von dem kurzen Zwischenhoch der Ulmer aber nicht beirren, spielten konzentriert weiter und nahmen ihre Würfe mit viel Selbstvertrauen: Mit einem 16:6-Zwischenspurt, in dessen Verlauf Florian Koch, Jordan Hulls und Skyler Bowlin vier Dreier versenkten, holten sie sich die Führung und das Momentum schnell wieder zurück (57:62, 30. Minute). 

Auch im vierten Viertel blieb es lange Zeit eine enge und spannende Partie. Die Gastgeber kämpften und blieben lange Zeit in Schlagdistanz, konnten sich die Führung aber nicht mehr zurückholen. Richtig eng wurde es in der 36. Minute, als Ulms Top-Scorer Andreas Obst mit einem Dreier auf 67:69 verkürzte und Denis Wucherer seine nächste Auszeit nahm. Danach blieben die Ulmer dreieinhalb Minuten ohne eigenen Punkt, während in der 39. Minute erst Luke Fischer mit einem Tip-In und dann Cameron Wells mit zwei Freiwürfen zum 67:74 alles klar machten. 

In den letzten 61 Sekunden des Spiels schickten die Ulmer Wells, Jordan Hulls und Skyler Bowlin gleich fünfmal an die Freiwurflinie - alle zehn Versuche waren drin. Denis Wucherers Fazit: „Beide Mannschaften haben schon gezeigt, dass sie offensiv auf einem deutlich höheren Niveau spielen können als heute. Wir haben aber genug richtig gemacht, um gegen einen Gegner, der noch in der Findungsphase ist und wahrscheinlich auch etwas müde, am Ende das Spiel zu gewinnen.“ 

Weiter geht es für s.Oliver Würzburg mit zwei Heimspielen gegen die FRAPORT SKYLINERS (Sonntag, 17. November, 15:00 Uhr) und die MHP RIESEN Ludwigsburg (Samstag, 23. November, 20:30 Uhr), bevor am 26. November (Dienstag, 19:00 Uhr) das Auswärts-Frankenderby bei Brose Bamberg auf dem Programm steht. Für die beiden Heimspiele sind noch Tickets aller Kategorien im Online-Shop erhältlich. 

NEUZUGANG JUNIOR ETOU ALS BEOBACHTER DABEI

Nicht nur als Beobachter auf der Bank, sondern gleich auch bei der Humba mit den Fans dabei war Neuzugang Junior Etou, der vom französischen Erstligisten Cholet als Ersatz für den langzeitverletzten Brekkott Chapman nach Würzburg gewechselt ist. „Er ist uns bereits in der letzten Saison bei der Vorbereitung auf die beiden Spiele im FIBA Europe Cup gegen Sakarya aufgefallen“, so Denis Wucherer: „Wir waren mehrere Wochen mit ihm und seinem Agenten im Gespräch und sind froh, dass es jetzt mit der Verpflichtung geklappt hat. Wir glauben, dass er zu diesem Zeitpunkt der bestmögliche Ersatz für Brekkott Chapman ist.“ 

Der 25 Jahre alte und 2,03 Meter große Flügelspieler - sein vollständiger Name lautet Luc Tselan Tsiene Etou - stammt aus dem Kongo und startete seine Profikarriere in der vergangenen Saison beim türkischen Erstligisten Sakarya BSB, für den er in der türkischen Liga in 20 Spielen 11,7 Punkte und 7,7 Rebounds pro Partie erzielte. Im FIBA Europe Cup-Spiel mit Sakarya in der s.Oliver Arena verletzte sich der Cousin von NBA-Champion Serge Ibaka (Toronto Raptors) bereits im ersten Viertel, kam aber in den übrigen fünf Europapokalpartien auf 12,8 Punkte und 6,4 Rebounds im Schnitt. 


RATIOPHARM ULM - S.OLIVER WÜRZBURG 73:82 (17:21, 21:18, 20:23, 15:20) 

Für s.Oliver Würzburg spielten: 
Luke Fischer 14 Punkte, Jordan Hulls 13/3 Dreier (5 Assists/4 Steals), Skyler Bowlin 13/3, Cameron Wells 13/1 (6 Assists), Florian Koch 11/2 (6 Rebounds), Victor Rudd 8/2, Felix Hoffmann 6 (6 Rebounds), Johannes Richter 4, Nils Haßfurther, Julian Albus. 

Top-Performer Ulm: 
AndreasObst 16/3, Killian Hayes 15/1 (6 Assists/3 Steals), Grant Jerrett 15/1 (7 Rebounds), Isaiah Briscoe 11. 


Key Stats
Dreierquote:
Würzburg 41 Prozent (11 von 27) - Ulm 23 Prozent (5 von 22) 
Freiwurfquote: Würzburg 94 Prozent (17 von 18) - Ulm 64 Prozent (18 von 28) 
Assists: Würzburg 22 - Ulm 12 


STIMMEN ZUM SPIEL 

Florian Koch, s.Oliver Würzburg: 
„In der ersten Halbzeit waren die Würfe für mich nicht da, dafür haben andere getroffen. In der zweiten Halbzeit wurde ich dann freigespielt, habe die Dinger genommen und etwas glücklich getroffen. Das hat uns vielleicht nochmal einen Push gegeben. Mit den Emotionen und der Intensität, die wir im vierten Viertel gezeigt haben, gewinnt man Spiele. In der ersten Halbzeit mussten wir uns erst an die Linie der Schiedsrichter gewöhnen, in der zweiten Halbzeit haben wir dann den Willen gezeigt und die Ellenbogen ausgefahren. Es ist nie einfach, in Ulm zu gewinnen, aber es ist immer sehr schön. Es war ein schönes Spiel mit vielen Emotionen, genauso müssen wir weitermachen.“ 

Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg: 
„Das Spiel hatte etwas von einem Mittelgewichts-Boxkampf. Das konnte man so nicht unbedingt erwarten, denn beide Mannschaften haben schon gezeigt, dass sie offensiv auf einem deutlich höheren Niveau spielen können. Wir hatten in der ersten Halbzeit große Probleme mit dem defensiven Rebound, da haben uns die vielen zweiten Chancen für Ulm und auch unsere vielen Ballverluste sehr weh getan. Das haben wir dann in der zweiten Halbzeit sehr viel besser gemacht. Wir haben unsere Freiwürfe getroffen und bei 82 Punkten 22 Assists gespielt. Das zeigt, dass wir genug richtig gemacht haben, um gegen einen Gegner, der noch in der Findungsphase ist und wahrscheinlich auch etwas müde, am Ende das Spiel zu gewinnen.“ 

Jaka Lakovic, Headcoach ratiopharm ulm: 
„Müdigkeit ist keine Entschuldigung und sollte es auch nie sein. Damit würde man der guten Leistung von Würzburg heute auch nicht gerecht werden. Wir haben in der ersten Halbzeit kein schönes Spiel gesehen. Unser Problem ist im Moment, dass wir nicht wissen wie wir damit umgehen müssen, wenn es schwierig wird. Wir haben heute nicht gut getroffen und waren in der Verteidigung gegen den Ball nicht aggressiv genug. Dadurch konnte Würzburg seinen Gameplan durchziehen, hat gut gespielt und vollkommen verdient gewonnen. Man kann nicht in jedem Spiel gegen Bologna oder Berlin spielen. Man muss jedes Team respektieren und muss mental immer bereit sein, egal wie der Gegner heißt. Das müssen wir verstehen, sonst werden wir nicht erfolgreich sein.“ 
 

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Felix Hoffmann in Aktion.

Foto: Heiko Becker