„WÜRZBURG KANN STOLZ AUF DIESE MANNSCHAFT SEIN“

Die Chance war da: s.Oliver Würzburg hatte mit einer Führung von elf Punkten im dritten Viertel schon eine Hand am Pokal, konnte den Vorsprung aber nicht ins Ziel retten. Dinamo Sassari setzte sich sich am „Tag der Arbeit“ am Ende mit 81:79 in der restlos ausverkauften s.Oliver Arena durch und sicherte sich den FIBA Europe Cup 2019. „Glückwunsch an Sassari, sie haben verdient gewonnen. Wenn wir den Titel geholt hätten, wäre es aber auch verdient gewesen“, sagte Headcoach Denis Wucherer: „Ich bin trotzdem sehr stolz auf meine Mannschaft. Die Jungs haben vierzig Minuten lang gekämpft und alles gegeben. Der Club und ganz Würzburg kann stolz auf diese Mannschaft sein. Es ist sehr schade, dass wir unseren Fans die Trophäe nicht schenken konnten, sie waren heute fantastisch.“

3.140 Zuschauer, darunter eine stattliche Abordnung von Anhängern aus Sardinien, sorgten von der Team-Vorstellung an wie im Hinspiel eine Woche zuvor in Sassari für eine dem Anlass entsprechende Stimmung, und das änderte sich auch während der gesamten vierzig Minuten Spielzeit nicht. Beide Teams lieferten sich erneut eine hochklassige Partie mit vielen spektakulären Aktionen, in der die Gäste aus Italien am Ende die nötigen Körner mehr im Tank hatten, um das Spiel knapp für sich zu entscheiden und ihren ersten Titel in einem europäischen Wettbewerb zu sichern. Das lag vor allem daran, dass Denis Wucherer ab sofort nicht nur auf den am Ellenbogen operierten Johannes Richter, sondern wegen einer Rippenverletzung auch auf Top-Scorer Jordan Hulls für den Rest der Saison verzichten muss. „Dadurch ist unsere Rotation kürzer geworden, das hat uns heute weh getan“, so der Headcoach nach einem Spiel, in dem sein Team 32 Minuten vorne lag, während Sassari nur knapp sechseinhalb Minuten die Führung inne hatte.

In der ersten Halbzeit war von fehlender Energie absolut nichts zu spüren. Beide Teams starteten mit viel Intensität und Selbstvertrauen in die Partie, die nach gut drei Minuten beim Stand von 10:10 noch völlig ausgeglichen war. Dann konnten sich die Gastgeber zum ersten Mal etwas deutlicher absetzen: Ein Dunk von Mike Morrison, ein Sprungwurf von Cameron Wells und drei Freiwürfe von Devin Oliver sorgten in der 6. Minute für das 17:12 und damit in der Addition von Hin- und Rückspiel für den Ausgleich - s.Oliver Würzburg hatte in Sassari mit 84:89 verloren. Bis zur ersten Viertelpause konnten die Wucherer-Schützlinge auf 26:19 erhöhen und damit knapp in Führung gehen.

Im zweiten Viertel wurde der Vorsprung zum ersten Mal zweistellig (39:29, 17. Minute), aber wie im ersten Spiel ließen sich die Gäste aus Sardinien zu keiner Zeit wirklich abschütteln. Bis zum Seitenwechsel konnten sie auf 46:41 verkürzen - vor den letzten zwanzig Minuten des Finales war damit beim Gesamtspielstand von 130:130 wieder alles ausgeglichen. s.Oliver Würzburg kam besser aus der Kabine und zog in den ersten fünf Minuten des dritten Viertels wieder davon - ein 7:0-Lauf brachte in der 25. Minute die höchste Führung (57:46) des Rückspiels und in der Addition einen Sechs-Punkte-Vorsprung. „Da hatten wir die Chance, die Führung weiter auszubauen und damit die Grundlage für den Titelgewinn zu legen. Das ist uns leider nicht gelungen“, so Wucherer. Die Gäste antworteten mit einem eigenen 7:0-Lauf, bekamen dadurch das Momentum auf ihre Seite und waren nach 30 gespielten Minuten wieder auf 65:64 dran.

ENDSPURT IN DER EASYCREDIT BBL STARTET AM SONNTAG IN BERLIN

Skyler Bowlin eröffnete den Schlussabschnitt mit einem Dreier zum 68:66, und danach hatte s.Oliver Würzburg nach starken Aktionen in der Verteidigung mehrmals die Chance, die knappe Führung weiter auszubauen, stoppte sich aber selbst durch Offensivfouls und Ballverluste. Das konnte Sassari nutzen, um durch zwei Offensivaktionen von Rashawn Thomas zum ersten Mal seit dem Beginn des Spiels in Führung gehen (68:70, 33. Minute). Die Hausherren steckten nicht auf und versuchten bis zum Schluss alles, um dem Finale noch einmal eine Wende zu geben: 24 Sekunden vor dem Ende konnte Florian Koch mit zwei Freiwürfen noch einmal auf 79:79 ausgleichen. Die Italiener gaben sich aber keine Blöße mehr und konnten anschließend mit über hundert mitgereisten Fans den Titelgewinn auf dem Parkett der s.Oliver Arena feiern.

Weiter geht es für s.Oliver Würzburg ab Sonntag: Im Kampf um die Playoff-Plätze der easyCredit BBL geht es innerhalb von acht Tagen gegen die vier „B“ Berlin (5. Mai, 15:00 Uhr), Bayreuth (7. Mai, 19:00 Uhr), Bonn (10. Mai, 20:30 Uhr, s.Oliver Arena) und Bamberg (12. Mai, 18:00 Uhr).

 

S.OLIVER WÜRZBURG - DINAMO SASSARI 79:81 (26:19, 20:22, 19:23, 14:17)

Für s.Oliver Würzburg spielten:
Skyler Bowlin 20 Punkte/6 Dreier, Cameron Wells 18 (10 Assists), Devin Oliver 12/1 (11 Rebounds/4 Steals), Mike Morrison 9, Gabriel Olaseni 8, Florian Koch 7/1, Xavier Cooks 5, Brad Lösing, Felix Hoffmann.

Top-Performer Sassari:
Dyshawn Pierre 19 (7 Rebounds), Jaime Smith 15/2, Rashawn Thomas 14, Stefano Gentile 10/2, Achille Polonara 6 (9 Rebounds).

Key Stats:
Punkte in der Zone:
Würzburg 28 - Sassari 46
Punkte aus zweiten Chancen: Würzburg 11 - Sassari 15
Punkte von der Bank: Würzburg 15 - Sassari 21

 

STIMMEN ZUM SPIEL

Devin Oliver, s.Oliver Würzburg:
„Es ist hart für uns als Spieler und Mannschaft, aber vor allem auch für unsere Fans, dass wir unser Ziel nicht erreicht haben. Die Fans haben uns heute wieder großartig unterstützt. Es war wie Hinspiel ein hart umkämpftes Spiel. Für uns war es ohne Jordan schwierig, aber das soll keine Entschuldigung sein. So ist das manchmal im Basketball. Wir müssen das verarbeiten und alle daraus lernen.“

Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg:
„Glückwunsch an die Spieler und Fans von Sassari und an meinen Freund Gianmarco Pozzecco. Sie haben im gesamten Wettbewerb einen tollen Job gemacht und den Titel verdient gewonnen. Ich denke aber, dass wir es auch verdient gehabt hätten, wenn wir den Cup gewonnen hätten. Wir lagen im dritten Viertel mit elf Punkten vorne und hatten die Chance, die Führung auszubauen und damit die Grundlage für den Titelgewinn zu legen. Das ist uns nicht gelungen, und dann ist uns am Ende etwas die Energie ausgegangen. Wir müssen wegen Verletzungen für den Rest der Saison auf Johannes Richter und Jordan Hulls verzichten, dadurch sind wir in der Rotation deutlich kürzer geworden, das hat uns weh getan. Aber wir hatten die Chance, das Spiel auf unsere Seite zu bringen und von einem Vorsprung zu leben, der auch mit Müdigkeit am Ende wahrscheinlich gereicht hätte. In den Phasen, in denen Rashawn Thomas auf der Centerposition gespielt hat, war es für uns nicht so einfach. Hätte Jack Cooley heute 40 Minuten gespielt, dann hätten wir jetzt die Trophäe in der Hand, denn er liegt uns einfach besser. Ich bin trotzdem sehr stolz auf meine Mannschaft. Die Jungs haben vierzig Minuten lang gekämpft und gegen einen physisch sehr starken Gegner alles gegeben. Der Club und ganz Würzburg kann stolz auf diese Mannschaft sein. Es ist sehr schade, dass wir unseren Fans die Trophäe nicht schenken konnten, sie waren heute fantastisch.“

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Endspiel im FIBA Europe Cup

Foto: Viktor Meshko