Zu viele Fehler in der Schlussphase

13,1 Sekunden fehlten den s.Oliver Baskets am Ende: Zu diesem Zeitpunkt traf Steven Esterkemp einen Dreier zum entscheidenden Führungswechsel und beendete die Hoffnung, schon am 33. Spieltag der Beko BBL in die Playoffs einzuziehen.

(Foto: Gerd Ulherr)

Die s.Oliver Baskets verlieren knapp mit 84:88 gegen Ulm und haben ein Playoff-Endspiel gegen die Brose Baskets Bamberg

 

13,1 Sekunden fehlten den s.Oliver Baskets am Ende: Zu diesem Zeitpunkt traf Steven Esterkamp einen Dreier zum entscheidenden Führungswechsel und beendete die Hoffnung, schon am 33. Spieltag der Beko BBL in die Playoffs einzuziehen. Nach der knappen 84:88-Niederlage im Heimspiel gegen ratiopharm ulm können die Würzburger mit einem Sieg im Endspiel gegen die Brose Baskets am kommenden Samstag aber immer noch aus eigener Kraft einen Platz unter den besten Acht schaffen.

Top-Scorer des Spiels war Ulms Allan Ray mit 24 Punkten, der entscheidende Mann für den Ulmer Sieg war aber Scharfschütze Esterkamp mit 19 Zählern (6/7 Dreier). Aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung der s.Oliver Baskets ragten Dwayne Anderson (22) und Frank Robinson (21) heraus.

Von Beginn an zeigten die s.Oliver Baskets in der Neuauflage des letztjährigen Playoff-Halbfinales, um was es für sie ging. Zwar hatte der amtierende Vizemeister den besseren Start und ging nach knapp zwei Minuten durch einen Dreier von Daniel Theis mit 4:7 in Führung, doch nach einem krachenden Dunk von Jason Boone und einer spektakulären Flugeinlage von Frank Robinson führten die Gastgeber schon gut eine Minute später mit 10:9.

Diesen knappen Vorsprung bauten die Unterfranken in der zweiten Hälfte des ersten Spielabschnitts dank einer starken kämpferischen Leistung und gewohnt guter Verteidigung Punkt um Punkt aus. Der Auftakt kam, wie schon im letzten Heimspiel, wieder von Verteidigungs-Ass John Little, der sieben Punkte in Folge vorlegte. Frank Robinson, Dwayne Anderson und LaMont McIntosh folgten dem Beispiel ihres Verteidigungsministers und erhöhten mit einem 13:2-Lauf innerhalb der folgenden dreieinhalb Minuten zur ersten zweistelligen Führung (25:15, 9. Spielminute).

Das zweite Viertel teilte sich in zwei völlig unterschiedliche Hälften. Die ersten fünf Minuten des Abschnitts gehörten alleine den Würzburgern, die in dieser Zeit keinen einzigen gegnerischen Punkt zuließen. Während Dwayne Anderson unter dem eigenen Korb John Bryant abräumte und LaMont McIntosh einen Wurf von Philipp Schwethelm blockte, schlossen Maurice Stuckey aus der Distanz und Oliver Clay von der Freiwurflinie in der Mitte des Viertels einen Würzburger 8:0-Lauf ab (34:21, 15. Spielminute).

Nach der höchsten Führung im Spiel fing der Baskets-Offensivmotor allerdings an zu stottern, was die Schwaben zu einer erfolgreichen Aufholjagd noch vor der Pause nutzten. Per Günther, Allan Ray und gleich zweimal Steven Esterkamp trafen aus der Dreierdistanz zu einem 16:2-Lauf, mit dem sich Ulm 48 Sekunden vor der Pause wieder eine Ein-Punkt-Führung zurückholte. Ein Korbleger von Würzburgs Aufbauspieler Mike Lenzly sicherte den Hausherren allerdings doch noch die knappe Halbzeitführung von 38:37.

Die intensive Playoff-Atmosphäre sowohl auf den Rängen als auch auf dem Parkett zeigte sich am deutlichsten nach dem Seitenwechsel. Während sich die beiden Teams nun ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten, um jeden Ball verbissen kämpften und sich jeden Punkt hart erarbeiten mussten, kochten auf beiden Seiten die Gemüter etwas hoch. Nach einem technischen Foul gegen die Bank der s.Oliver Baskets traf Per Günther einen Freiwurf zur Vier-Punkte-Führung (42:46, 23. Spielminute).

Nur wenige Sekunden später versenkte LaMont McIntosh den Dreier zum Anschluss, bevor er mit seinem Gegenspieler Allan Ray aneinander geriet. Beide wurden, wie später auch noch Dwayne Anderson und John Bryant, für ein Wortgefecht mit einem technischen Foul bestraft.

Die aufgeheizte Stimmung in der Würzburger Turnhölle wussten in den folgenden Szenen zunächst die s.Oliver Baskets zu nutzen. Erst traf Dwayne Anderson von jenseits der 6,75-Meter-Linie, im folgenden Angriff legte Frank Robinson aus gleicher Entfernung nach (53:50, 26. Spielminute). Aber bevor sich ein erneuter Lauf der Unterfranken entwickeln konnte, funkte der Mann des Spiels, Steven Esterkamp, wieder mit einem seiner sechs Dreier dazwischen.

Mit zwei Punkten Vorsprung (63:61) startete Marcel Schröders Mannschaft in die letzten zehn Spielminuten. Schon im ersten Angriff schien Alex King mit einem Distanztreffer die Weichen für die s.Oliver Baskets in Richtung Sieg zu stellen. Die Freude über den vergrößerten Abstand währte aber erneut nur kurz, da auf der gegenüberliegenden Seite des Spielfeldes Steven Esterkamp den nächsten Dreier folgen ließ.

So dauerte es noch bis zur 34. Spielminute, ehe Spielmacher Mike Lenzly für Würzburg zum 73:66 traf und Ulms Cheftrainer Thorsten Leibenath aufgrund des wieder deutlicher werdenden Abstands zu einer Auszeit zwang. Nach den neuen taktischen Anweisungen ihres Übungsleiters suchte der Vize-Meister in den folgenden Minuten im Angriff in erster Linie John Bryant. Nachdem der zweifache MVP über weite Strecken der Begegnung gut von der Würzburger Verteidigung unter Kontrolle gehalten worden war, erzielte er in den folgenden 80 Sekunden quasi im Alleingang sechs Zähler.

Beim Stand von 75:72 war es nun Marcel Schröder, der die Partie mit einer Auszeit unterbrach. Zwar konnte Dwayne Anderson nach der Unterbrechung den Abstand nochmals kurzzeitig erhöhen, in den folgenden zweieinhalb Minuten arbeitete sich ratiopharm ulm aber wieder stetig heran, bis Philipp Schwethelm schließlich 1:57 Minuten vor dem Ende auf 81:81 ausglich.

In der hochspannenden Schlussphase sahen sich die s.Oliver Baskets nach einem Dreier von Dwayne Anderson 57 Sekunden vor dem Ende erneut auf der Siegerstraße. Zu diesem Zeitpunkt standen die Würzburger aufgrund der Ergebnisse der Mitkonkurrenten aus Bonn und Hagen zumindest mit einem Bein in den Playoffs. Aber auch in der letzten Minute wurde wieder Steven Esterkamp zum Spielverderber.

47 Sekunden vor der Schlusssirene traf er zunächst den Freiwurf zum 84:82, um kurz darauf nach einem Würzburger Ballverlust bei verbliebenen 13,1 Sekunden seinen letzten und entscheidenden Dreier des Abends zum 84:85 zu versenken. Nach einer Auszeit bei einem Punkt Rückstand hatten die Gastgeber beim folgenden Einwurf dann Probleme, gegen die aufmerksame Verteidigung der Gäste den Ball an den eigenen Mann zu bringen. Das Spielgerät landete schließlich bei Philipp Schwethelm, der mit 10,8 Sekunden auf der Spieluhr von der Freiwurflinie auf 84:86 erhöhte.

Auch im letzten Angriff brachten die s.Oliver Baskets den Ball nicht mehr im Ulmer Korb unter. Allan Ray sicherte sich den Offensiv-Rebound, wurde 1,3 Sekunden vor Schluss gefoult und traf beide Freiwürfe zum Endstand von 84:88.

Durch die Niederlagen von Hagen gegen Quakenbrück und Bonn in Oldenburg hat sich am Tabellenbild aber nichts verändert: Im Dreiervergleich bleiben die s.Oliver Baskets vor Phoenix Hagen auf Platz acht und haben es mit einem Sieg im Playoff-Endspiel gegen Spitzenreiter Brose Baskets Bamberg am kommenden Samstag selbst in der Hand, sich für die Playoffs zu qualifizieren. Die Partie ist komplett ausverkauft, auch mit übrig gebliebenen Tickets aus dem Gästekontingent ist beim Frankenderby nicht zu rechnen.

Text: Michael Will

Stimmen zum Spiel

 

s.Oliver Baskets – Headcoach Marcel Schröder:
„Glückwunsch an Ulm, sie haben in einem knappen und kampfbetonten Spiel am Ende die entscheidenden Plays gemacht. Wir haben uns in der entscheidenden Phase zu viele Fehler geleistet und deshalb das Spiel verloren. Vorher war es über weite Strecken ein Spiel auf Augenhöhe, keine Mannschaft konnte sich absetzen. Es ging ständig hin und her, und in so einem Spiel entscheiden dann einzelne Szenen. Wir haben es in der letzten Minute nicht geschafft, unsere Angriffe abzuschließen und hatten zwei Turnover, deshalb müssen wir mit der Niederlage leben.“

ratiopharm ulm – Headcoach Thorsten Leibenath:
„Ich bin erleichtert, es war ein unglaublich kampfbetontes und spannendes Spiel, in dem die Führung ständig gewechselt hat. Nach starken ersten fünfzehn Minuten war die Kontrolle bei Würzburg, aber wir haben uns bis zur Halbzeit sehr gut zurückgekämpft. In der zweiten Halbzeit ist es bis zum Schluss spannend geblieben, ohne dass sich ein Team entscheiden absetzen konnte. Es war auch ein unglaublich physisches Spiel, das ist genau das, was uns in den Playoffs erwartet. Umso glücklicher bin ich, dass wir auswärts bei einem starken Gegner in einer aufgeladenen Atmosphäre diesen Sieg einfahren konnten. Das gibt uns viel Zuversicht für die Playoffs.“

 

s.Oliver Baskets – ratiopharm ulm 84:88 (26:21, 12:16, 25:24, 21:27)

Für die s.Oliver Baskets spielten:
Dwayne Anderson 22 Punkte/2 Dreier (5 Steals), Frank Robinson 21/1, Alex King 9/1, Maurice Stuckey 7/1, John Little 7/1, Jason Boone 6, LaMont McIntosh 5/1, Mike Lenzly 5/1, Oliver Clay 1, Chris McNaughton 1.

Punkte Ulm:
Ray 24/2, Esterkamp 19/6, Bryant 13/1 (10 Rebounds), Günther 11/2 (6 Assists), Schwethelm 9/1 (4 Steals), Theis 5/1, Samhan 4, Jeter 2, Hesson 1.

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