AUSWÄRTSSIEG NACH AUFHOL- JAGD IM WEIHNACHTSKRIMI

Doppelte Bescherung am Tag vor Heiligabend für die Würzburg Baskets und ihre Fans: In einem echten Krimi haben sich die Unterfranken am Samstagabend bei den HAKRO Merlins Crailsheim mit 98:96 (47:44) durchgesetzt und verbringen die Weihnachtsfeiertage auf einem Playoff-Platz. In Abwesenheit des erkrankten Cheftrainers Sasa Filipovski, der von Co-Trainer Dejan Mihevc vertreten wurde, holten die Gäste in der ausverkauften Arena Hohenlohe in den letzten knapp acht Minuten der Partie einen zweistelligen Rückstand auf und behielten - wie schon in der vergangenen Saison an gleicher Stelle - auch in der spannenden Schlussphase die Nerven.

Mit mehr als 200 mitgereisten Anhängern im Rücken gelang den Baskets kurz vor Schluss der vorentscheidende 7:0-Lauf, und Zac Seljaas brachte den vierten Sieg im fünften Würzburger Auswärtsspiel der Saison mit 6,4 Sekunden auf der Uhr an der Freiwurflinie in trockene Tücher. „Wir haben heute auch für unseren kranken Coach gespielt. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber wir haben einen Weg gefunden, zurückzukommen und diesen Sieg zu holen“, sagte Javon Bess hinterher. Er war einer von gleich fünf Würzburger Spielern mit zweistelliger Punkteausbeute, angeführt von Isaiah Washington (21/4 Dreier) und Otis Livingston (20).

Dejan Mihevc vertraute derselben Startformation wie zuletzt bei den Heimsiegen gegen Vechta und Bonn, und auch der Spielverlauf erinnerte zunächst an die Partie gegen die Rheinländer: Mit viel Energie in der Verteidigung und einer starken Trefferquote von außen holten sich die Gäste in der der Arena Hohenlohe eine frühe zweistellige Führung. Der spätere Topscorer Isaiah Washington traf zwei Dreier und erzielte die ersten acht Baskets-Punkte der Partie. Das inspirierte den Würzburger Verteidigungsminister: Javon Bess versenkte ebenfalls zwei Würfe von der Dreierlinie, und sein zweiter Drei-Punkte-Treffer zum Zwischenstand von 8:20 bedeutete in der 7. Minute die erste zweistellige Führung. Washington (11) und Bess (8) hatten bis dahin 19 der 20 Würzburger Punkte auf den Statistikbogen geschrieben.

Nach dem ersten Viertel lagen die Baskets mit 19:28 vorne, weil die Hausherren zu diesem Zeitpunkt keinen ihrer sechs Dreierversuche getroffen hatten. Das änderte sich ab dem zweiten Abschnitt: Interims-Headcoach Dejan Mihevc und Baskets-Kapitän Felix Hoffmann hatten vor der Partie vor den Comeback-Qualitäten der Crailsheimer gewarnt, und die Gastgeber erfüllten diese Prophezeiung im weiteren Spielverlauf. Der ehemalige Würzburger Maurice Stuckey und Merlins-Kapitän Fabian Bleck erzielten die ersten acht Punkte des zweiten Viertels (27:30), und von diesem Zeitpunkt an wurde es die erwartet enge und spannende Partie.

Die Gastgeber trafen jetzt ihre Distanzwürfe hochprozentig, die Würzburg Baskets hielten aber jederzeit dagegen und konnten ihre knappe Führung bis zum Seitenwechsel behaupten. Zwar traf Rene Kindzeka in der 18. Minute einen Dreier zur ersten Merlins-Führung (42:41) der Partie, die nächsten sechs Punkte gingen aber auf das Konto von Owen Klassen, Darius Perry und Collin Welp - 44:47 lautete daher der Spielstand beim Gang in die Kabine.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit war auf Würzburger Seite wieder Isaiah Washington zur Stelle und traf seine nächsten beiden Drei-Punkte-Würfe zum 49:55. Die Hausherren antworteten mit einem 9:0-Lauf - der starke Keandre Cook (22 Punkte/6 Dreier) traf erst aus der rechten und dann aus der linken Ecke, und Maurice Stuckey versenkte den dritten Merlins-Dreier in Folge zum 58:55. Zwar konnte Otis Livingston postwendend ausgleichen, Craislheim hatte jetzt aber seinen offensiven Rhythmus gefunden und setzte sich kurz vor der letzten Viertelpause zum ersten Mal zweistellig ab - Rene Kindzeka versenkte einen weiteren Dreier zum Zwischenstand von 76:66. Die Zehn-Punkte-Führung hatte auch in der 32. Minute noch Bestand, nachdem James Murray-Boyles den Spielstand mit einem Dunk auf 80:70 gestellt hatte.

Die letztendlich erfolgreiche Aufholjagd der Würzburg Baskets wurde von Otis Livingston per Korbleger eingeleitet, Darius Perry erzielte die nächsten vier Würzburger Punkte zum 82:76. Dann folgten die wohl stärksten Minuten von Collin Welp im Baskets-Trikot: Der 25-Jährige spielte im vierten Viertel viele Minuten auf der Centerposition, brachte sein Team mit sieben Zählern in Folge wieder ins Spiel und hatte am Ende mit 15 Punkten eine neue persönliche Bestleistung in der easyCredit BBL erzielt. Nach seinem Sprungwurf zum 86:84 in der 36. Minute war alles angerichtet für einen spannenden Weihnachtskrimi. Elias Baggette traf zwar kurze Zeit später einen Dreier zum 91:87, in den folgenden drei Minuten ließen die Baskets aber nur zwei weiter Crailsheimer Punkte zu.

In der Crunchtime übernahm wieder einmal Otis Livingston: Ein Ballgewinn, zwei Korbleger und ein Bonusfreiwurf des Baskets-Spielmachers stellten den Spielstand knapp zwei Minuten vor dem Ende auf 91:94. In der Schlussminute holte Livingston beim Stand von 93:94 einen Offensivrebound und fand Zac Seljaas unter dem Korb, der den Korbleger zum 93:96 traf. Mit 6,4 Sekunden auf der Spieluhr war es schließlich erneut Seljaas, der nach einem taktischen Foul der Crailsheimer zweimal von der Freiwurflinie erfolgreich war und damit die letzten Zweifel am Ausgang der Partie endgültig beseitigte. 

 

HAKRO Merlins Crailsheim - Würzburg Baskets 96:98
(19:28, 25:19, 32:21, 20:30)

Für Würzburg spielten:
Isaiah Washington 21 Punkte/4 Dreier, Otis Livingston II 20/1 (6 Rebounds/2 Steals), Collin Welp 15/2 (6 Rebounds/3 Steals), Javon Bess 15/3 (9 Rebounds), Darius Perry 13/1, Zac Seljaas 7, Owen Klassen 6, Max Ugrai 1, Felix Hoffmann.

Top-Performer Crailsheim:
Keandre Cook 22/6, Brandon Childress 16/2 (6 Assists), Elias Baggette 13/1, Maurice Stuckey 11/2 (5 Assists).


Key Stats:
Freiwürfe:
Würzburg 25 von 30 (83 Prozent) - Crailsheim 13 von 15 (87 Prozent)
Fastbreak-Punkte: Würzburg 10 - Crailsheim 0
Offensiv-Rebounds: Würzburg 16 - Crailsheim 10

 

Stimmen zum Spiel


Javon Bess, Würzburg Baskets:
„Das war heute auch für unseren Coach, der krank zuhause bleiben musste. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber wir haben einen Weg gefunden, einen Rückstand aufzuholen und das Spiel trotzdem zu gewinnen. Das haben wir gegen Ludwigsburg und Ulm nicht geschafft. Es ist ein wichtiger Sieg für uns, den wir heute mit unseren Fans feiern können. Ab morgen konzentrieren wir uns auf unsere beiden Spiele am Mittwoch in Bamberg und am Freitag gegen Oldenburg.“

Dejan Mihevc, Headcoach Würzburg Baskets:
„Erst einmal möchte ich meinen Spielern zu diesem Sieg gratulieren. Es war das schwere Spiel, das wir erwartet hatten. Ich möchte aber auch Crailsheim und seinen neuen Coach beglückwünschen. Sie machen große Fortschritte und haben heute sehr gut gespielt. Wir konnten ihre guten Scorer am Anfang stoppen, aber danach waren wir etwas zu entspannt und haben ihnen bis ins vierte Viertel erlaubt, ihr Spiel zu spielen. In den letzten fünf Minuten haben wir dann wieder so verteidigt, wie es eigentlich unser Markenzeichen ist. Dadurch haben wir uns diesen Sieg verdient, und ich bin stolz darauf, wie die Jungs in einer schwierigen Situation zurückgekommen sind. Es war auch sehr wichtig zu zeigen, dass wir im Angriff nicht von einigen wenigen Spielern abhängig sind, sondern dass auch andere übernehmen können. Ich wünsche allen Basketball-Fans in Deutschland frohe Weihnachten. Sie können sich in den nächsten Tagen viele gute Basketball-Spiele in der BBL anschauen.“

Jussi Laakso, Headcoach HAKRO Merlins Crailsheim:
„Glückwunsch an Würzburg. Sie haben in der ersten Halbzeit eine exzellente Verteidigung gespielt und uns das Leben sehr schwer gemacht, vor allem Brandon Childress. Deshalb war es gut für uns, dass Elias Baggette heute ein sehr gutes Spiel gemacht hat. Es ist eine bittere Niederlage, weil wir Siege brauchen, um aus dem Tabellenkeller rauszukommen. Natürlich ist es positiv, dass wir Fortschritte machen. Es gibt aber einen Punkt, an dem man das nicht mehr hören möchte, sondern auch das Spiel gewinnen will. Unsere Spieler haben viel Einsatz gezeigt und ihr Herz auf dem Parkett gelassen, deswegen tut diese Niederlage sehr weh. Auch unsere Fans waren heute wieder großartig. Es ist schade, dass wir ihnen zu Weihnachten keinen Sieg schenken konnten.“ 

 

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FOTO: HMB Media