OTIS LIVINGSTON WIRFT DIE BASKETS ZUM OVERTIME-SIEG

Die Würzburg Baskets haben ihre Erfolgsserie auch beim sportlichen Start ins neue Jahr fortgesetzt: Bei Aufsteiger Tigers Tübingen setzten sie sich am Montagabend zum Abschluss des 15. easyCredit BBL-Spieltags mit 107:101 nach Verlängerung durch. Mann des Abends vor gut 2400 Zuschauenden in der Paul-Horn-Arena war Otis Livingston II, der ein spektakuläres Topscorer-Duell gegen Tigers-Spielmacher Jhivann Jackson (31 Punkte/7 Dreier) in der Crunchtime für sich entscheiden konnte. Livingston erzielte 23 seiner 42 Punkte (ein neuer Karriere-Bestwert und außerdem Saisonrekord in der BBL) ab der 35. Spielminute, als die Würzburg Baskets erst einen Neun-Punkte-Rückstand aufholen und sich dann in fünf Extra-Minuten den siebten Sieg in Folge holen konnten.

Unter anderem traf der Baskets-Spielmacher 33 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit zwei Freiwürfe zur Verlängerung (87:87) und sorgte in den letzten 36 Sekunden der Overtime mit einem Dreier und vier weiteren Treffern von der Freiwurflinie für die Entscheidung. „Unsere größte Stärke ist die Teamchemie, die wir seit dem ersten Tag haben. Auch wenn ich viele Punkte gemacht habe, war das heute keine One-Man-Show, sondern ein Sieg der ganzen Mannschaft“, sagte Livingston nach dem Spiel. Auch Owen Klassen (14), Collin Welp (14) und Isaiah Washington mit einem Double-Double (13 Punkte/12 Rebounds) trafen zweistellig.

Nach fünf Siegen in den ersten sechs Auswärtsspielen und dem Sprung auf Tabellenplatz vier durch die Niederlage von ALBA BERLIN am Sonntag in Bamberg reisten die Unterfranken als Favorit zum BBL-Rückkehrer nach Tübingen - übrigens bereits am Sonntag, um eventuellen Verkehrsbehinderungen durch die Proteste von Landwirten und Spediteuren am Montag aus dem Weg zu gehen. Sie trafen in der Paul-Horn-Arena auf einen durch Verletzungen ersatzgeschwächten Gegner, der ihnen 45 Minuten lang alles abverlangte. Die Baskets starteten gut in die Partie und lagen in der 3. Minute nach einem Dreier von Javon Bess mit 2:5 in Führung, verloren dann aber in der Verteidigung ungewöhnlich häufig den Zugriff auf ihre Gegenspieler, was vor allem Jhivann Jackson zu nutzen wusste: Der Tigers-Spielmacher traf in der ersten Halbzeit fünf seiner insgesamt sieben Dreier.

Auch am Brett konnten sich die Gastgeber immer wieder durchsetzen, während die Baskets Schwierigkeiten hatten, im Angriff ihren Rhythmus zu finden und auch an der Freiwurflinie zu viele Chancen liegen ließen. Nach einem ausgeglichenen ersten Viertel (19:19) konnten sich die Tübinger zu Beginn des zweiten Abschnitts zum ersten Mal etwas deutlicher absetzen - Jackson traf bei einem 10:0-Lauf der Gastgeber seine nächsten beiden Dreier und zwang Baskets-Headcoach Sasa Filipovski damit in der 12. Minute beim Spielstand von 27:19 zur Auszeit, in der vor allem Nachlässigkeiten in der Verteidigung angesprochen wurden. Seine Schützlinge gingen danach wieder konzentrierter ans Werk, in der 18. Minute war der Spielstand daher wieder ausgeglichen (37:37) - unter anderem traf Center Owen Klassen zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren einen Dreier.

Zur Halbzeit lagen die Gastgeber dann wieder mit drei Punkten vorne (41:38), und daran sollte sich im Verlauf eines ausgeglichenen dritten Viertels auch nichts ändern. Zwar kamen die Würzburg Baskets besser aus der Kabine und drehten den Spielstand mit einem 8:2-Lauf (43:46, 23. Minute), die Tigers schlugen aber umgehend zurück und lagen nach dreissig gespielten Minuten wieder mit 65:62 vorne. In den ersten gut vier Minuten des Schlussabschnitts konnten sie ihre Führung sogar auf neun Zähler ausbauen (78:69), so dass wie schon bei ihren letzten beiden Auswärtssiegen in Crailsheim und Bamberg in der Crunchtime die Comeback-Qualitäten der Baskets gefragt waren.

In der Verteidigung schafften sie es ab diesem Zeitpunkt erfolgreich, Jhivann Jackson aus dem Spiel zu nehmen - der Topscorer der Tübinger kam in den letzten gut zehn Minuten der Partie nur noch auf zwei Punkte von der Freiwurflinie. Im Angriff übernahm wieder einmal Otis Livingston II die Verantwortung: Der Spielmacher war von den Gastgebern nicht mehr zu stoppen, traf aus allen Lagen und erzielte 23 der letzten 38 Würzburger Zähler des Spiels. Nachdem er 33 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit von der Freiwurflinie für den 87:87-Ausgleich gesorgt hatte, bekam Livingston nach einem spektakulären Block von Owen Klassen gegen Tübingens Jimmy Boeheim am anderen Ende mit ablaufender Spieluhr die Chance zum Siegtreffer, hatte aber Pech im Abschluss - Verlängerung!

In den fünf Extra-Minuten mussten die Würzburg Baskets erneut einen Rückstand aufholen: Nach Freiwürfen von Jhivann Jackson und einem Dreier von Zaccheus Darko-Kelly lagen die Tigers erneut mit fünf Zählern vorne (92:87). Dieses Mal waren es Darius Perry und Collin Welp, die das Combeback starteten: Perry wurde nach einem Offensivrebound gefoult und traf beide Freiwürfe, Welp verkürzte per Sprungwurf auf 92:91. Dann war wieder Otis Livingston an der Reihe, der in den letzten zweieinhalb Minuten der Overtime zwölf weitere Punkte erzielte. 36 Sekunden vor dem endgültigen Ende des Montagabend-Krimis traf er seinen vierten Dreier zum 99:101, anschließend versenkte er nach zwei taktischen Fouls der Gastgeber alle vier Freiwürfe - mit sieben Sekunden auf der Uhr standen die Gäste damit beim Spielstand von 101:105 als Sieger fest.

Die Würzburg Baskets blieben damit auch in ihrem siebten Auftritt in Tübingen ungeschlagen. Durch ihren zehnten Sieg am 15. Spieltag haben Sasa Filipovski und seine Schützlinge an den kommenden beiden Wochenenden die Chance, ein kleines Stück Klubgeschichte zu schreiben: Mehr als zehn Würzburger Siege gab es in einer BBL-Vorrunde noch nie. An diesem Sonntag um 15:30 Uhr treten die Unterfranken bei ALBA BERLIN an, am folgenden Samstag geht es zu den heimstarken ROSTOCK SEAWOLVES. Das EuroLeague-Team aus Berlin ist auch zum Start in die Rückrunde im ersten Heimspiel des Jahres 2024 am 28. Januar (Sonntag, 15:30 Uhr) in der voraussichtlich erneut ausverkauften tectake ARENA zu Gast - im Online-Shop sind für diese Partie nur noch wenige Tickets verfügbar.

 

Tigers Tübingen - Würzburg Baskets 101:107 n.V.
(19:19, 22:19, 24:24. 22:25, 14:20)


Für Würzburg spielten:
Otis Livingston II 42 Punkte/4 Dreier (4 Assists), Owen Klassen 14/1 (6 Rebounds/4 Blocks), Collin Welp 14/2, Isaiah Washington 13/1 (12 Rebounds), Darius Perry 9/1 (6 Rebounds), Javon Bess 9/1, Max Ugrai 6/1, Emmanuel Little, Felix Hoffmann.

Top-Performer Tübingen:
Jhivvan Jackson 31/7 (4 Assists), Jimmy Boeheim 21/2, Mateo Seric 9 (8 Rebounds).


Key Stats:
Fouls:
Würzburg 21 - Tübingen 29
Freiwürfe 2. Halbzeit: Würzburg 21 von 27 (78 Prozent) - Tübingen 14 von 17 (82 Prozent)
Rebounds 2. Halbzeit: Würzburg 24 - Tübingen 15

 

Stimmen zum Spiel


Otis Livingston II, Würzburg Baskets:
„Es war ein hartes Spiel gegen einen starken Gegner. Lange Zeit hat es sich so angefühlt, als würde Tübingen jeden Wurf treffen. Am Ende haben wir aber einige Stopps bekommen, konnten uns in einem engen Spiel die Führung holen und dann mit Freiwürfen den Sieg einfahren. Tübingen spielt einen unkonventionellen Stil, den den wir in dieser Liga nicht gewöhnt sind. Wir hatten uns zwar darauf vorbereitet, aber sie haben das sehr gut umgesetzt und wir hatten Schwierigkeiten, uns in der Verteidigung darauf einzustellen. Deshalb mussten wir es heute am anderen Ende des Spielfelds regeln und haben es geschafft, mehr als ihre 101 Punkte zu erzielen. Wir müssen daraus lernen und uns weiterentwickeln. Es fühlt sich aber immer besser an, aus Siegen zu lernen als aus Niederlagen, deshalb bin ich froh, dass wir diesen Sieg holen konnten. Unsere größte Stärke ist unsere Teamchemie, die wir seit dem ersten Tag haben. Auch heute war das keine One-Man-Show, auch wenn ich viele Punkte gemacht habe, sondern es war ein Sieg der ganzen Mannschaft. Ich habe in der ersten Halbzeit unglaublich schlecht verteidigt, und die Jungs mussten meine Fehler ausbügeln. Wir spielen Basketball, es ist nicht Golf, Boxen oder Tennis. Jeder Spieler hat seine Rolle und seine Aufgabe im Team, und jeder hat seinen Beitrag geleistet.“


Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets:
„Glückwunsch erst einmal an meine Spieler, das war heute ein sehr schwieriges und hartes Spiel gegen einen starken Gegner. Daher auch viel Respekt an Tübingen. Es wäre auch verdient gewesen, wenn sie das Spiel gewonnen hätten, denn sie haben einen wirklich guten Basketball gespielt. Jhivvan Jackson hat schon in der ersten Halbzeit fünf Dreier getroffen und wir hatten Probleme, ihn zu stoppen. Am Ende war es vor allem wichtig, dass wir nie aufgehört haben an uns zu glauben. Und dann haben wir einen Weg gefunden, das Spiel für uns zu entscheiden.“  


Danny Jansson, Headcoach Tigers Tübingen:
„Und täglich grüßt das Murmeltier, es war alles wie immer bei unseren Niederlagen. Wir hatten einen Weg gefunden zu scoren und waren in der Schlussphase und in der Verlängerung zweimal in Führung, aber dann haben wir fast keine Stopps und keine Rebounds mehr bekommen. Otis Livingston hat in den letzten zehn Minuten gefühlt fast 25 Punkte gemacht, und Würzburg hatte in der entscheidenden Phase zu viele zweite Chancen durch Offensivrebounds. Sie haben im vierten Viertel und in der Verlängerung 45 Punkte erzielt, nachdem wir drei Viertel lang sehr solide gespielt hatten. Mit 45 Punkten des Gegners in fünfzehn Minuten können wir nicht erwarten, einen Sieg zu holen. Wir müssen einfach besser verteidigen, wenn wir ein Spiel in der Schlussphase gewinnen müssen.“ 

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FOTO: Markus Ulmer